Tree of Life
Das ist nun der neue Film von Terrence Malick, bekannt dafür, dass er zwei Drehbuchseiten auf eine Stunde Film ausdehnen kann. Tree of Life hat vor ein paar Wochen den großen Preis von Cannes gewonnen und kommt kurz gesagt fast nirgendwo. Wir mussten bis nach Weimar fahren, in ein sprichwörtliches Underground-Kino mit vll 70 Plätzen und ausgelatschten Riesensesseln als Sitze, alles in einem verlassenen E-Werk und mit aufgespannter Leinwand. Alternativ
Der Film selbst lässt sich nur sehr schwer beschreiben. Am Anfang wird kurz eine texanische Familie gezeigt, die den Tod einer der drei Söhne mitgeteilt bekommt. Kurz danach Schnitt auf den nunmehr erwachsenen ältesten Sohn, der immer noch vom Tod seines Bruders geplagt wird (man erfährt allerdings nie, wie und wodurch der Bruder ums Leben kam).
Wer nun denkt, die Geschichte der beiden wird hübsch linear und nachvollziehbar begonnen zu erzählen, liegt falsch.
Dann widmet sich Tree of Life nämlich erst mal ca. 20 Minuten lang einem Rückblick, und zwar einem recht langem: In krassen Bildern wird die Geschichte der Erde vom Urknall bis zum Verschwinden der Saurier gänzlich dialoglos und nur mit wenigen Off-Kommentaren versehen erzählt.
Danach wird die Kindheit der drei Brüder erzählt, welche bei einem autoritärem Vater und einer naiven Mutter aufwachsen. Wer allerdings eine nettes Standard-Familiendrama erwartet, bei dem jede Handlung mit 25 Argumenten hinterlegt wird, wird enttäuscht: Die gesamte Geschichte erfolgt fast dialoglos und als recht uneinheitliche Aneinanderreihung von Bildern und Sequenzen. Das zieht sich bis zum Ende durch.
Tree of Life ist so ein Film, der keine wirkliche Story und keine nachvollziehbare Bedeutung vorgibt. Mir kam es sogar so vor, als wolle er sich nicht entscheiden, überhaupt eine haben zu wollen. Er ist vielmehr eine zweistündige Bilderfolge über das Leben, das Universum und alltägliche Probleme und Themen, die größtenteils über Bildsprache vermittelt werden. Da sieht man Kinder über eine Wiese toben und dann folgt erst mal ein Schnitt auf einen Wasserfall und einen Schmetterling.
Ich habe es nicht gesehen, aber kann mir vorstellen, dass es ähnlich wie 2001 im Weltraum ist. Definitiv ist Tree of Life nicht für jeden Zuschauer gemacht, und auch ich kann schwer sagen, ob es mir gefallen hat oder nicht. Auf jeden Fall war es mal eine andere Art Kinoerlebnis.
Auf jeden Fall kann man die wunderschönen Bilder über die Entstehung des Universums empfehlen, und auch die Kamera war hervorragend, würde mich nicht wundern, in der Kategorie bereits den Oscar-Sieger zu haben.
Wer nach einer alternativen Art von Film sucht und mit Malicks Regieart zurechtkommt, sollte eine der seltenen Aufführungen besuchen.
Punkte vergebe ich aber nicht, die lassen sich bei dem Film schwer einordnen.