Meine Wertungen:
1 Stern: Schrott
2 Sterne: Naja
3 Sterne: Zu einmal gucken reichts
4 Sterne: Interessant
5 Sterne: Meisterwerk
Nach "At The Store" hat es fünf Jahre gedauert, bis die Brothers diesen Film gedreht haben, wahrscheinlich nur, weil Chico das Geld nötig hatte, da er seine Einnahmen aus den bisherigen Filmen am Spieltisch verjubelt hatte. Er war tatsächlich notorischer Spieler (Kein Joke). Auf die Frage, wie viel er verloren hatte, antwortete er: "Fragen Sie Harpo, wie viel er hat." Allerdings wird dieser Dialog auch Groucho nach seinen Verlusten nach dem Schwarzen Freitag der Börse angedichtet - Marx Brothers eben.
Zum Film: Nazis suchen einen Schatz in einem Hotel, deren Manager sie reihenweise umgelegt haben. Der neue Manager ist ausgerechnet Groucho, den sie nun auch aus dem Weg räumen müssen, damit der Obernazi Heinrich Stubel (natürlich gespielt von dem in Hollywood bekanntestem "Nazi" Sig Ruman) Manager wird und somit freie Hand hat. Nach einigen Verwirrungen finden die Brothers schließlich den Schatz und helfen damit dem damaligen üblichen Liebespaar.
"A Night In Casablanca" wurde sehr unterschiedlich aufgenommen. Die meisten negativen Kritiken bezogen sich darauf, dass den Marx Brothers nichts Neues eingefallen sei und der Film nur eine Abfolge altbekannter Nummern sei.
Das ist ein sehr merkwürdiger Vorwurf, denn das Publikum wollte sie gar nicht anders sehen. Laurel & Hardy, W. C. Fields und andere haben ihren Modus Operandi nie geändert und genau deswegen liebte das Publikum sie (Charlie Chaplin war da eine andere Geschichte), also wollte man die Brothers auch nur so sehen: Groucho, der abgefeimte Hochstapler, der in erster Linie nur sich sieht. Chico, der italienische Einwanderer, der, wenn es ihm passt, nur Bahnhof versteht, aber genauso wie Groucho jede Gelegenheit zu seinem eigenen Vorteil nutzt. Und schließlich Harpo, die absolute Kunstfigur, die nie spricht (damals tauchte immer wieder die Frage auf, ob Harpo im wirklichen Leben sprechen kann. Dazu Chico: "Sie sollten mal hören, wie der sprechen kann, wenn er beim Golf einen Schlag vermasselt") und trotzdem die erstaunlichsten Dinge tun kann, wie etwa mit Mimik und Tönen (dazu ist er fähig) Chico einen Vorgang zu erklären, was wiederum nur dieser entschlüsseln kann.
Die Nummer gab es schon mal kurz bei "A Day At The Races", die hat aber im Deutschen nicht so funktioniert. Es geht darum, das Groucho in eine Falle der Nazis gelockt werden soll und Harpo erklärt mit Händen und Füßen und Tönen Chico dieses Vorhaben, ein großartiges Stück Pantomime seitens Harpo. Im Übrigen ist das seitens der deutschen Synchronisation gut gelungen, da man den Namen der Naziamazone Beatrice Rheiner durch Sabine Wringer ersetzt hat.
Eine andere Szene, in der die Brothers den abreisewilligen Stubel dadurch verwirren, dass sie seine Klamotten, die er eingepackt hat, wieder auspacken, verlangt unerbittliches Timing und dieses haben sie in einer Szene in "A Night At The Opera" schon hinlänglich bewiesen.
Natürlich waren die Brothers hier schon in einer Phase, die mit "A Night At The Opera" angefangen hat. Sie waren nicht mehr so anarchistisch wie zu Beginn ihrer Karriere, wo sie praktisch jedem eine lange Nase drehten. Für Puristen werden "Monkey Business", "Horse Feathers" und vor allem "Duck Soup" der Inbegriff des Schaffens der Marx Brothers sein. Das Problem dabei war, sie brachten kein Geld ein.
Erst "A Night At The Opera" spielte richtig Geld ein, ein Verdienst des Produzenten Irving Thalberg, der wusste, wie man Geld macht. Er kürzte die Witze, nahm eine Herz-Schmerz-Geschichte dazu und vor allem viel Musik und das funktionierte. Es funktionierte vor allem, weil die Brothers nun eindeutig auf der Seite der Guten standen. Damit sind wir bei Charlie Chaplin. Das Publikum fand ihn lustig, aber prinzipiell war dem Publikum seine Person egal. Das änderte sich, als er einen Film drehte, bei dem das Publikum Mitleid mit ihm bekam. Darauf änderte er seinen Modus Operandi (Bestes Beispiel: Der grandiose "The Kid"). Irving Thalberg erkannte genau das. Von nun an waren die Marx Brothers die Gehilfen des Liebespaares (das manchmal nervig war, aber immer noch genug Raum für die spezifische Marx Brothers-Komik ließ) und das Publikum liebte sie jetzt.
Vor der Fertigstellung von "A Night At Casablanca" ereignete sich übrigens etwas, was heute fast so bekannt ist wie der Film selbst: Warner Brothers, die die Rechte an "Casablanca" mit Humphrey Bogart hatten, witterten ein Plagiat und schrieben Groucho mit der Bitte um eine Inhaltsangabe an. Daraus entwickelte sich ein Briefwechsel, bei dem Groucho immer idiotischere Inhaltsangaben machte und darin gipfelte, dass der Name Warner BROTHERS selbst ein Plagiat des Namens Marx BROTHERS sei. Warner gab irgendwann genervt auf.
Nachsatz: Während Groucho und Chico ihre Komik eher aus sprachlichen Witz bezogen, war Harpo, weil er nicht sprach, den Slapstickkomödien der Stummfilmzeit sehr ähnlich und hatte oft eine ähnliche Aggressivität. Dabei war er privat das genaue Gegenteil. Es gibt praktisch niemand, der Harpo nicht als einen der gutmütigsten und sanftesten Menschen beschrieb.
Dazu sagte Grouchos Sohn Arthur: "Ich habe meinen Vater nur einmal weinen gesehen. Das war, als Harpo starb,"