Meine Wertungen:
1 Stern: Schrott
2 Sterne: Naja
3 Sterne: Zu einmal gucken reicht's
4 Sterne: Interessant
5 Sterne: Meisterwerk
Manche Dinge dauern extrem lange, bis sie endlich gut sind und so musste sich John Wayne rund 70 Filme und 13 Jahre durch Hollywood kämpfen, bis er in "Stagecoach" (oder "Ringo" oder "Höllenfahrt nach Santa Fè") bei dem Film mitwirkte, der ihn letztendlich zum Star machte.
In „Stagecoach“ trifft eine bunt gewürfelte Menschengruppe in einer Postkutsche zusammen: Der Kartenspieler Hatfield (John Carradine), die Prostituierte Dallas (Claire Trevor), die dünkelhafte Lucy Mallory (Louise Platt), der Bankier Gatewood (Berton Churchill) sowie der versoffene Arzt Joshua Boone (Thomas Mitchell), der sich gleich über die Probefläschchen des sanftmütigen Whiskyvertreters Peacock (Donald Meek) hermacht. Auf dem Kutschbock nimmt neben den ewig schimpfenden Kutscher Buck (Andy Devine) noch der Marshall Curly (George Bancroft) Platz. Zwischendrin stößt noch Ringo Kid (John Wayne) dazu, der den Mord an seinem Bruder rächen will.
Schon vor der Fahrt werden die verschiedenen Charaktere eingeführt. Dallas und Boone stehen am untersten Rand der Gesellschaft, der später dazu kommende Ringo nur knapp drüber. Lucy Mallory stammt aus guten Haus und kann über sie nur die Nase rümpfen. Dazwischen stehen Peacock und Gatewood, die immerhin einen anständigen Beruf haben. Hatfield kümmert sich um Miss Mallory, die dies wegen dessen guten Manieren auch annimmt. Hatfield, so stellt sich später heraus, stammt ebenfalls aus gutem Hause.
Bei einer Rast bricht Miss Mallory zusammen, weil sie schwanger ist, was sie vor den anderen geheim gehalten hat. In einer gnadenlosen Selbsttortur macht sich Boone wieder nüchtern, um ihr (wie auch Dallas) bei der Geburt beizustehen. Gerade während dieser ganzen Sequenz wird deutlich, dass die angeblich gesellschaftlichen Außenseiter Boone, Dallas und Ringo noch das haben, was der vermeintlich besseren Gesellschaft abgeht, nämlich Mitgefühl und Tatkraft.
Sicher hört sich das Ganze in der Typenzeichnung unglaublich klischeehaft an, aber man muss bedenken, dass der Film 1939 gedreht wurde und vor allen Dingen im Western eine so genaue Typenzeichnung damals praktisch nicht existierte. Insofern liefert „Stagecoach“ quasi die Blaupause für spätere Filme und nicht umgekehrt.
John Ford wurde dafür mit dem Oscar belohnt. Seine Leistung zeigt sich oft in der Bildsprache, so als Ringo Dallas ansieht, die das neu geborene Baby im Arm hält. Sofort weiß man, dass die beiden ein Paar werden.
Eine andere Szene hat wieder mit Dallas zu tun. Diese hat Lucy Mallory anfangs die Frage gestellt: „Kann ich irgendwas für Sie tun?“, was diese hochnäsig abgelehnt hat. Zum Schluss stellt Lucy dieselbe Frage Dallas und bricht sofort ab, weil ihr bewusst wird, wie sehr sich Dallas bei ihrer Entbindung um sie gekümmert hat und wie bescheuert ihre Frage ist.
Der zweite Oscar ging hoch verdient an Thomas Mitchell.