• Babel vom Regisseur von 21 Grams, der auf jeden Fall einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist, war einer der Filme des Jahres, in die ich die größten Erwartungen gesteckt hatte.

    Am Samstag war es endlich so weit und meine Erwartungen wurden sogar noch BEI WEITEM übertroffen. Was Alejandro González Inárritu hier auf die Leinwand gezaubert hat, hat den Preis für BESTE REGIE (Cannes 2006) auf jeden Fall verdient.

    Typisch für Inárritu ist die ungewöhnliche Erzählweise. 21 Grams erzählte er häppchenweise und durcheinander, so dass die chronologische Richtigkeit vollkommen irrelevant wurde. Bei Babel ist es ähnlich, wenn auch nicht so krass und nach einem etwas anderen Erzählkonzept.

    Zwar ist auch dieser Film ein Episodenfilm, der uns das Schicksal von 4 verschiedenen Menschen (und deren Umfeld / Partner / Familie) erzählt, jedoch wird jeder einzelne Handlungsstrang chronologisch korrekt erzählt. Untereinander sind sie jedoch zeitlich verschoben, was die Auflösung des Films sehr gut unterstützt.

    Diese ergibt sich nicht erst am Ende des Films, sondern nach und nach.
    Also auch hier Parallelen zu 21 Grams - Auch hier tritt der coole Puzzle- Effekt auf. Nach und nach werden einem die Zusammenhänge und Überschneidungen der Charaktere und Handlungen klar und es ergibt sich ein Ganzes. Geil. Einfach geil.

    Babel ist also ein Film, der uns fordert, jedoch nicht überfordert.
    Inhaltlich ist er sehr anspruchsvoll, aber ohne an Unterhaltungswert zu verlieren. Toll, wie Inárritu das auch in diesem Film wieder schafft.

    Das Konzept hinter der Geschichte ist schlicht, aber schlicht GENIAL!
    Wie sagt man doch so schön: "Der Flügelschlag eines Schmetterlings..."
    Und genau dieses Prinzip erzählt Babel: Wie ein an sich unbedeutendes Ereignis sich auf die gaze Welt auslösen kann und das eigentlich jeden Tag! Die unwiderruflich verbundenen Schicksale der Charaktere überzeugten mich vollends und ist KEINESWEGS überzogen.

    Doch Babel erzählt noch einiges mehr. Er zeigt deutlich die krassen
    kulturellen Unterschiede der 3 Länder (die unterschiedlicher NICHT sein könnten!), in denen die Hauptfiguren leben (bzw. Urlaub machen) und ist höchst gesellschaftskritisch. Und zwar kritisch an der amerikanischen Gesellschaft. Das ist ein großer großer Pluspunkt, denn der Film zeigt die Vorurteile Amerikas (und sicherlich auch anderer Länder) gegenüber Ländern wie Mexico oder dem nahen Ostern auf. Erschreckend. Endlich mal ein Film, der meine Meinung und Überzeugung, dass in Amerika wahrscheinlich mehr sogennante Terroristen herumlaufen, als im nahen Osten, untermalt!

    Babel beschönigt nicht. Er stellt nur realistisch dar. Natürlich sind
    die Zustände in diesen Länder vollkommen anders als hier oder in Amerika.
    Natürlich geht es dort ganz anders zu und das wird vom film auch nicht
    verfälscht dargestellt. Aber hier geht es nicht um die politischen Zustände oder Gefahren oder ähnliches. Hier geht es um die Menschen und Babel zeigt, dass bei weitem nicht jeder Muslim oder Angehöriger einer uns fremden Religion ein Terrorist ist. Ich war hellauf begeistert von folgendem Satz, den einer der Bewohner Marokkos verwundert von sich gab:

    Spoiler anzeigen

    "Terroristen? ES GIBT HIER DOCH KEINE TERRORISTEN!"

    Spoiler anzeigen

    Auch die Tatsache, dass die Frau von Brad Pitt schon viel viel
    früher hätte gerettet werden können, wenn die US-Regierung nicht so viel
    Misstrauen in die marokkanische Regierung gesteckt hätte oder die Sache
    mit dem Dorf, in dem sich jeder um das Opfer kümmert, IM GEGENSATZ zu den amerikanischen Mitreisenden, die nur an ihr eigenes Wohlergehen denken, UND UND UND UND UND...

    Also allein schon inhaltlich ist Babel ein Meisterwerk.
    Und das wird nur unterstützt durch die passende Gänsehautmusik und die starken, emotionalen und gewaltigen Bilder mit denen hier gearbeitet wurde.
    Viele Szenen sind so emotional, dass einem die Trauer, die Wut oder das Mitleid wirklich packen und ergreifen und man am liebsten selbst in das Geschehen eingreifen möchte, um den Opfern im Film zu helfen.

    Und diese Opfer sind immer diejenigen, die es am allerwenigsten verdienen,
    so ungerecht behandelt zu werden.

    Spoiler anzeigen

    Das geht sogar soweit - und das ist fast das konsequenteste und
    krasseste an Babel - dass am Ende einmal ganz ganz deutlich eines
    erkennbar ist: Es kommen nämlich alle Amerikaner im Film ausnahmslos mit dem Leben davon, während alle NICHT-Amerikaner wirklich schlimme Schicksale erleiden müssen. Das bezieht sich nicht unbedingt auf die einzelnen Personen, denn Brad Pitt's Figur ist im Film sicherlich kein Bösewicht (!!!), sondern bezieht sich eher auf die Nationen im Allgemeinen. Denn in diesem Film sind eindeutig die Amis die "Bösen" und alle anderen die "Guten" - doch das Ende, in dem die "Bösen" im Gegensatz zu allen anderen mehr als gut davon kommen ist ein gewaltiges Statement, das beeindruckender und ironischer nicht sein könnte.

    (Nochmal für alle, die den Spoiler nicht gelesen haben):
    Dieser Film ist ein politisches Statement, das es in sich hat.

    Leute, geht ins Kino und schaut Euch diesen Film an!!!
    Das ist ein BEFEHL.

    6 von 6 fÖöLiS (perfekt)

    PS: Von meiner Süßen gibt's 5 von 6 Ommelis

    4 8 15 16 23 42


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    (Felix Kiesewetter)

  • Tja, was soll ich dazu noch viel sagen. Es ist eigentlich alles gesagt.

    Eventuell sei noch zu erwähnen, daß die Darsteller, allen voran Brad Pitt, einfach sehr überzeugend und wirklich perfekt gecastet waren!

    5 von 5 Zielübungen

    Everybody be cool ... you be cool!

    Sure, Kill Bill's a violent movie. But it's a Tarantino movie.
    You don't go to see Metallica and ask the fu**ers to turn the music down.
    - Quentin Tarantino

  • Ich fand den Film ebenfalls sehr gut. Erschütternd, aufwühlend. Eine sehr interessante Story.
    Vor allem aber war ich auch von der ganzen Machart begeistert: Die zeitversetzte Erzählweise, die einen immer wieder kurz verwirrt, die Schnitte und der Umgang mit Licht und Ton (v. a. in der Disco-Szene in Tokio)...
    Was die positiven Aspekte betrifft, schließe ich mich Fööli und Cracked an.
    Aber: die Japan-Story wirkte dann doch irgendwie unglaubwürdig auf mich, einfach zu krass...

    Spoiler anzeigen

    auch wenn sich das Mädel noch so sehr nach Liebe sehnt, kann ich kaum glauben, dass jemand derartige Verzweiflungstaten begehen würde. Insbesondere niemand aus Japan, denke ich, aber das kann ein Vorurteil sein.

    Außerdem war dieser Teil schließlich recht vorhersehbar.
    Schließlich spielte der Film mir manchmal zu sehr mit den Klischees. Gut, kann sein, dass es tatsächlich so ist, aber irgendwie wirkten manche Szenen für mich doch eher so, wie man sich vorstellt, dass es anderswo wäre. Aber wie gesagt, da kann ich mich auch irren.

    Der Film kriegt von mir
    7,5 von 10 Gewehren

    Denken können sehr Wenige, aber Meinungen wollen Alle haben

    desipere est juris gentium

    [Schopenhauer]

    :twisted:

  • ich muss mich anschliessen. ein absolut genialer film! auch wenn man am schluss vielleicht das gefühl hat: na und? was geht mich jetzt das an? merkt man gerade durch diese frage, dass der film so verdammt viel tiefgang hat! die globalisierung und was ein einzelner mensch bewirken kann... zufälle,... der film zwingt einen geradezu über das leben nachzudenken! toll!

  • Eben, denn auch wenn diese spezielle Situation vielleicht nicht auf Dich zutrifft - Es ist doch im Leben immer so, dass ein bestimmtes Ereignis immer ein anderes zur Folge hat und sich dieses wiederrum auf etwas anderes auswirkt.

    Wenn Du zum Beispiel Deiner Freundin einen Hund schenkst, der dann die Katze der Nachbarin frisst, woraufhin die Nachbarin sich eine neue kauft und die Person, von der die Nachbarin die neue Katze kauft hat nun genügend Geld um sich endlich ein neues Messer zu kaufen. Mit dem Messer bringt sie dann ihren Ehemann um und dessen Bruder läuft daraufhin Amok...
    UND SO WEITER.

    Komisches Beispiel ich weiß. Aber es ist doch so, dass man sich eigentlich nie darüber Gedanken macht, wie sich unsere Taten auf das Leben anderer auswirken und wie weit so etwas gehen kann. Und genau DARÜBER NACHZUDENKEN, dazu regt dieser Film an! Genial!

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  • die aufopfernde mexikanische nanny, illegal beschäftigt
    brutale marokkanische polizei
    verlorenes sich nach liebe sehnendes japanisches wohlstands/grossstadtgirlie
    abstossende touristen
    hartherzige us grenzpolizei
    zickige ehefrau
    gelassener ehemann
    mexikaner, die noch wissen wie man feste feiert
    sensationslüsternes fernsehen
    usw und so fort:
    nicht ein spiegelleserklischee wird ausgelassen
    und auch wenn er formal gut gemacht ist vorallem alle schauspieler sehr gut sind bin ich sehr enttäuscht von dem film

    da fand ich (l.a.) crash 1000x besser


  • nicht ein spiegelleserklischee wird ausgelassen
    und auch wenn er formal gut gemacht ist vorallem alle schauspieler sehr gut sind bin ich sehr enttäuscht von dem film

    da fand ich (l.a.) crash 1000x besser


    Dem ist nix hinzuzufügen, denn ich seh das genauso. Der Film ist Mittelmaß, und das merkt man ihm auch an.

    Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
    Manche Menschen wissen nicht, wie gut es tut, sie sie nur zu sehen.
    Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
    Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.
    Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir ohne sie wären.
    Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
    Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen..
       

  • Ich find ihn einfach nur Hammer und schließe mich somit Fööli an! ANSCHAUEN!!

    Allein schon die erste Kameraeinstellung wo der Typ durch die Wüste geht mit dem Sonnenaufgang im Hintergrund... :1st:

    6 von 6 Kays (Perfekt)

    u born and take shit,
    get up in the world take more shit,
    climb a little higher take this shit...
    but one day in the whole atmosphere you forget even shit looks like...
    welcome to the layer cake son!!
    (Michael Gambon from L4YER CAKE)

  • Also Babel ist mMn deutlich besser als 21 Gramm.

    Was für den Film spricht, wurde ja bereits ausführlich ausgeführt. Die Discoszene fand ich übrigens verdammt gut. ;)

    Was mich gestört war die Japanepisode, nicht nur unbedingt weil sie übertrieben war, auch wenn es sie war, ich will ja auch nicht einer stinknormalen Japanerin zu gucken, wie sie Tee trinkt, sondern auch weil sie nicht so wirklich mit den anderen verknüpft war.

    Ich fand ihn auch eigentlich nicht all zu klischeehaft. Ich denke, dass das meiste einfach nur realistisch ist. Gut, bis auf diese Beziehungskiste zwischen Richard und Susan, das war überflüssig. :roll:

    8 von 10 Whisky-Flaschen

    PS: Ich würde übrigens nicht unbedingt der USA den schwarzen Peter zu schieben, ich denke es geht gerade darum nicht schwarz/weiß zu malen, sondern auch die andere Seite zu zeigen. ;)

    Some men see things as they are and say: Why?
    I dream things that never were and say: Why not?

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