Der psychisch labile William eröffnet ein eigenes Chatroom, in dem sich bald einige andere Personen auffinden, um über ihre Alltagsprobleme und andere Dinge zu reden. Anfangs ist noch alles harmlos, William scheint für die anderen eine vertrauenswürdige Bezugsperson zu sein und sie sehnen sich nach seiner Freundschaft. Doch der ehemals suizidgefährdete William verfolgt einen perfiden Plan, der die harmlose Internetfreundschaft der Leute in das reale Grauen verwandelt.
Die Idee und die Umsetzung des Cyberthrillers ist interessant. Anstatt den ganzen Chat als Nachrichten vor den Monitoren zu lesen, werden die Protagonisten in die Internetwelt "eingespeist". Ja, ähnlich wie bei Matrix^^
Dabei befinden sich Menschenmengen in dem langen Korridor, der Eingänge zu den verschiedensten Chaträumen besitzt.
Interessante Tatsache, dass die reale Welt ziemlich farblos und kühl dargestellt wird, während die Chaträume vor grellen Farben nur so überquellen.
So geht es auch den Charakteren. Während sie in der realen Welt verschiedene persönliche Probleme haben und sich sozial abschotten, können sie sich in der Internetwelt freier bewegen, auf andere zugehen und über ihre Ängste und Probleme reden. Ähnlich wie bei Matrix sehen sie im Chat auch ein wenig anders aus - cooler und stylischer.
Hier muss ich Aaron Johnson erwähnen. Den blassen und schwächlichen Held aus Kick-Ass erkennt man in der Rolle des hoch gewachsenen, coolen und manipulativen William überhaupt nicht mehr wieder. Obwohl beide Filme im selben Jahr entstanden! Eine große Verwandlung und ein sehr gutes Spiel.
Die anderen Schauspieler sind ok.. Matthew Beard alias Jim hat wegen seinem ständigen Gezittere und Geheule sogar ein wenig.. (oder vielleicht auch mehr) genervt. Aber das gehörte leider zu seinem Charakter.
Imogen Poots muss hier wieder ziemlich viel weinen, wie sie das in 28 Weeks Later schon gemacht hat. Aber sie hat so fantastische Augen, dass man da immer wieder gerne hinschaut
Der oft von elektrischen Beats begleitete Soundtrack ist ein wenig ungewöhnlich, doch für einen Cyberfilm passend. Die schnellen Beats treiben auch die manchmal lahme Handlung schneller voran.
Zum großen Teil lebt der Film von Dialogen, die für die manipulativen Machenschaften der Hauptfigur auch wichtig sind. Aber oft auch ziemlich langweilen. Naja, gehört eben ein wenig dazu, um die Figuren besser zu verstehen.
Mich hat das Grundthema des Films interessiert, da ich auch einiges an Chaterfahrung habe - wo ich mich sogar hier bei FiF mit einigen Personen real angefreundet habe^^ (Und auch meine Freundin im Chat kennengelernt habe, was mich ein wenig gewundert hat, da sie diesen Film vor unserer Bekannschaft gesehen hat und sich über die Gefahren des WWW-Chats bewusst war )
Ich konnte mir die verschiedenen Chaträume des Films, (die auch alle individuell gestaltet sind), fast schon als unsere Smalltalk-Themen hier vorstellen.
Der grellbunte Lustig-Laber-Thread, der dunkelfarbige Nicht-Getaugt-Thread, usw.
Der Film zeigt aber auch welche Gefahren aus solchen Kommunikationsnetzwerken entstehen können. Man sollte nie den Bezug auf die reale Welt verlieren.
Achja, das Fazit: auch wenn man von der Idee am Anfang begeistert ist, wird der Film in der späteren Entwicklung relativ eintönig. Zum Ende hin wird es aber wieder zu einem spannenden Thriller, bei dem man selbst schon fast nicht mehr die Grenzen zwischen dem Internet und der Realität wahrnimmt.
7/10 toten Goldfischen