{Johnny zieht in den Krieg} 5 Sterne

  • Meine Wertungen:

    1 Stern: Schrott

    2 Sterne: Naja

    3 Sterne: Zu einmal gucken reichts

    4 Sterne: Interessant

    5 Sterne: Meisterwerk

    Johnny zieht in den Krieg" ist einer der wenigen Filmen, denen man die Bezeichnung "Antikriegsfilm" auch wirklich ohne jede Einschränkung anheften kann. Die meisten der so genannten Antikriegsfilme zeigen auf die eine oder andere Weise trotzdem strahlende, wenn auch gebrochene Helden. Dies ist hier nicht so.

    Der Soldat Joe (Timothy Buttons), der bei einem Bombenangriff Arme, Beine und Gesicht verliert, wird von den Ärzten im Prinzip nur noch als eine am Leben zu erhaltende Masse Fleisch ohne Empfindungen behandelt. Dabei hat er durchaus noch welche, kann sie aber zuerst nur dem Zuschauer mitteilen. Erst als er sich an das Morsealphabet erinnert, schafft er es, durch ruckartige Bewegungen seines Kopfes mit der Umwelt zu kommunizieren.

    Der Film ist in vielerlei Hinsicht ein harter Brocken. Dabei zeigt er nie grausige Details, das macht seine Stärke aus. Das Grauen spielt sich im Kopf ab, etwa in der Szene, als Johnny die Verbände an den Stellen abgenommen werden, wo einmal seine Arme und Beine waren und er dies so empfindet, als würde man sie gerade abschneiden.

    Der Zuschauer wird auch durch die Erzählstruktur mit seinen Rückblenden und den Träumen des Soldaten beansprucht, bei denen man manchmal nicht offen erkennen kann, was was ist. Das sollte aber niemand davon abhalten, diesen erschütternden Film zu sehen. Mainstreamkost ist er keinesfalls.

    Ich will ganz bewusst nicht mehr verraten, aber man muss unbedingt noch auf die Leistung des heute weitgehend unbekannten Schauspielers Timothy Bottoms eingehen. Gerade in den Szenen, wo er die meisten Gefühle entwickelt, kann man sein Gesicht nicht sehen, weil er ja keins mehr hat (auch das wird nie gezeigt) und es unter einer Art Verbandsmaske versteckt ist. Schauspieler leben nun mal viel von ihrer Mimik und genau das kann Bottoms nicht einsetzen. Umso mehr muss man seine Leistung anerkennen, weil er es schafft, dass der Zuschauer trotzdem sehr an seinem Leid teilnimmt.

    Ich hab damals Bekannten meine DVD ausgeliehen und nicht wenige haben gesagt, sie hätten sich den Film nicht bis zum Ende ansehen können. Kann ich nachvollziehen, denn "Johnny zieht in den Krieg" ist möglicherweise der grausamste, aber auf eine andere Art der menschlichste Antikriegsfilm, den ich je gesehen habe.

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