{A Haunting In Venice} 2 Sterne

  • Meine Wertungen:

    1 Stern: Schrott
    2 Sterne: Naja
    3 Sterne: Zu einmal gucken reicht's
    4 Sterne: Interessant
    5 Sterne: Meisterwerk

    Aus meiner Sicht ist es immer problematisch, von Meisterwerken Remakes zu machen, weil das paradoxerweise eigentlich auf der einen Seite heißt, dass der Stoff erfolgreich war, auf der anderen Seite, dass man nichts verbessern kann. Also kann man im besten Fall etwas Gleichwertiges machen. Das gelang z. B. im Falle von "Mord im Orient-Express". Die starbesetzte Verfilmung des wohl bekanntesten Romans von Agatha Christie wurde 1974 von Sidney Lumet kongenial umgesetzt, ein dichtes, aber ruhiges Puzzlespiel, zu dem die Stars durchaus ihren Teil beitrugen, vor allem Albert Finney als exzentrischer Detektiv Hercule Poirot.

    In der Fernsehreihe "Poirot" mit David Suchet als Poirot durfte "Mord im Orient-Express" schon allein der Vollständigkeit halber nicht fehlen und siehe da, die Folge konnte sich durchaus sehen lassen. Es gibt noch eine vollkommen überflüssige Version mit Alfred Molina. Wohl wissend, dass man an die Originalverfilmung nicht rankommen konnte, hat man bei der Poirot-Filmreihe mit Peter Ustinov diesen Fall ausgelassen.

    Da musste schon Kenneth Branagh kommen, der mit ziemlicher Sicherheit nicht an übermäßiger Bescheidenheit leidet und "Mord im Orient-Express" neu verfilmte. Er modernisierte die Sache etwas, indem er etwas komplett unnütze Action hinzufügte und so aus dem Ganzen einen aufgeblasenen Popanz machte. Seine Neuverfilmung von "Tod auf dem Nil" (wurde zuerst mit Ustinov verfilmt) war auch nicht besser, obwohl er etwas bessere Kritiken erhielt.

    Vielleicht hat Branagh dann gedacht, dass es wohl cleverer wäre, als weitere Verfilmung auf einen eher unbekannten Roman von Agatha Christie, nämlich "Die Schneewittchen-Party" zurückzugreifen, um Vergleiche von Vorneherein auszuschließen.

    Hercule Poirot (Branagh) wird von der Schriftstellerin Ariadne Oliver (Tina Frey) überredet, das Medium Joyce Reynolds (Michelle Yeoh) als Schwindlerin zu entlarven. Nach einer Séance im Haus der Sängerin Rowena Drake, bei der Reynolds anscheinend mit Drakes verstorbener Tochter Alicia kommuniziert, stürzt Reynolds von einem Balkon und wird von einer Statue aufgespießt.

    Kenneth Branagh hat die Vorlage vollständig auf links gedreht und einige Horrorelemente hinzugefügt, die im Original nicht vorkommen. Auch wenn das hier ruhiger und nicht ganz so aufgeblasen ist, kann Branagh seine Vorliebe für opulente Bilder nicht lassen, womit er oft vergeblich Spannung erzeugen will. Da kommt ab und zu mal ein schreiender Kakadu ins Bild, den man auch getrost hätte weglassen können. Möglicherweise wollte Branagh damit einen Dialogfilm etwas aufhübschen, denn bei Dialogfilmen (was bei Agatha Christie in der Natur der Sache liegt) passiert nun mal nicht wirklich viel. Dazu müssen Dialoge aber gut sein und das sind sie hier eben größtenteils nicht und so können auch die ganzen hübschen Bilder nicht darüber hinwegtäuschen, dass "A Haunting In Venice" in weiten Teilen eine stinklangweilige Angelegenheit ist.

  • Vorlage auf links gedreht? So kann man's auch nennen...

    In meinen Augen ist es eine Mogelpackung, bei diesem Film mit "Agatha Christie" zu werben. Das einzige, was dieser Film mit der "Schneewittchen-Party" gemeinsam hat, ist die Todesart und außerdem ein oder zwei Namen. Die Handlung (Ort, Ablauf, Motiv, Personen usw.) ist VÖLLIG anders!

    Ansonsten fand ich den Film nichtmal so schlecht, nur hat er halt - entgegen aller "Versprechen" - nichts mit Agatha Christie zu tun (und ich habe alle ihre Bücher!).

    Die ersten beiden Poirot-Verfilmungen von/mit Kenneth Branagh fand ich dagegen übrigens durchaus gelungen.

    Truth has bounds, Error none.
    (William Blake)

    Tu chi se', che vuoi sedere a scranna
    per giudicar da lungi mille miglia
    con la veduta corta d'una spanna?
    (Dante Alighieri)

    Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi...

  • Ich kenne die Bücher leider nicht, hab nur den Inhalt auf Wikipedia gelesen und die Version mit David Suchet gesehen, die sich wohl recht eng an die Vorlage hielt, aber wir meinen dasselbe. Links gedreht oder Mogelpackung - das Ergebnis ist, dass es nicht viel mit der Vorlage zun tun hat. Zwischendrin hatte ich sogar den Verdacht, dass nicht mal der/die Täter/in der/dieselbe ist.

  • Die Bücher kann ich sehr empfehlen!

    Und D. Suchet rocks...

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  • Es stimmt nicht ganz, dass ich die Bücher nicht kenne. Ich hab mal welche angefangen, aber nie zu Ende gelesen, weil in der Regel so viele Personen vorkamen, dass ich den Überblick verloren habe. Bei den früheren (roten) Goldmannkrimis (z. B. bei Victor Gunn) war am Anfang immer eine Übersicht der handelnden Personen. Wenn man da mal vergessen hat, wer das jetzt war (Person kommt auf Seite 5 vor und dann erst wieder auf Seite 38), konnte man da nochmal nachgucken. Hab ich bei Agatha Christie nie gefunden. Ich kenne die Bücher also nicht wirklich.

    Ein Buch hab ich aber doch, eben "Mord im Orient-Express". Hab ich mir geholt, als ich die Version mit David Suchet gesehen habe und wollte dann mal wissen, welche Version näher am Original ist. Da fiel mir das mit den Personen natürlich nicht schwer, weil ich sie ja kannte.

    Weißt du, welche Agatha Christie-Verfilmung mir am Besten gefällt? "Zeugin der Anklage" von Billy Wilder, auch wenn der wohl einiges an der Vorlage geändert bzw. erweitert hat. Er hat die Bücher von Christie übrigens sehr gelobt, weil sie eine Schreibweise hatte, die man gut für ein Drehbuch benutzen konnte.

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  • Ich bin ein Schnellleser, so ein Agatha-Christie-Buch hab ich in höchstens zwei Tagen durch (manchmal auch schon an einem Nachmittag), da sind die handelnden Personen dann eigentlich kein Problem.

    Aber bis auf eine der Folgen ("Die großen Vier") ist in meinen Augen von allen Verfilmungen die Version mit David Suchet am besten. Christie hat Poirot exakt so beschrieben, wie er ihn spielt!

    Aber zurück zu "Haunting in Venice": mein Fazit ist - nur anschauen, wenn man das Buch noch nicht kennt. Man kann's gerne hinterher lesen, aber mit der Handlung im Hinterkopf ist man von DIESEM Film nur enttäuscht. Auch wenn er als Film an sich durchaus brauchbar ist (die "langweiligen" Dialoge spielen dann bei der Auflösung plötzlich eine Rolle!).

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  • Die erste Poirotverfilmung, die ich gesehen habe, war "Die Morde des Herrn ABC" mit Tony Randall von 1965, der wohl nur die Grundidee des Romans beibehielt. Bei einem Regisseur wie Frank Tashlin, der viel mit Jerry Lewis gearbeitet hat, konnte man einen ruhigen Dialogfilm wohl nicht erwarten, also dürfte er wohl die humorvollste Verfilmung sein, wenn der Humor heutzutage wohl etwas angestaubt wird.

    Du hast bestimmt Recht mit David Suchet. Diese pinguinartige Erscheinung mit den kleinen Trippelschritten dürfte der Romanfigur wohl am nähsten kommen, die von Peter Ustinov wahrscheinlich am wenigsten. Trotzdem mag ich die Filme mit ihm.

  • Ja ich weiß, die hab ich sogar auf DVD!

    Suchet war mit Abstand der beste Poirot ever :ok:

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  • Jetzt bin ich bei "Tödliche Parties" angelangt. Der wurde mit David Suchet unter dem Titel "Nikotin" verfilmt, wie ich gelesen habe. Was mir aufgefallen ist...Tony Curtis wird hier ausgerechnet von Lothar Blumhagen synchronisiert, der Roger Moore als sein Partner bei "Die 2" synchronisiert hat.

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