Meine Wertungen:
1 Stern: Schrott
2 Sterne: Naja
3 Sterne: Zu einmal gucken reicht's
4 Sterne: Interessant
5 Sterne: Meisterwerk
In den ewigen Top 100 Listen des American Film Institutes (AFI) steht auf Platz 1 der größten Leinwandhelden nicht etwa Rocky Balboa (der kommt erst auf Platz 7) oder John McClane (der taucht gar nicht auf). Sogar James Bond kommt nur auf Platz 3 und wie oft hat der schon die Welt gerettet. Indiana Jones konnte immerhin den Silberrang ergattern.
Nein, der Herr auf Platz 1 heißt Atticus Finch. Atticus – wer? Atticus Finch ist die Hauptperson des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Romans "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee, der 1962 mit Gregory Peck in der Hauptrolle verfilmt wurde.
In einer Kleinstadt in den Südstaaten der 30er Jahre wachsen die Kinder Scout und Jem bei ihrem alleinerziehenden Vater Atticus Finch auf. Scout ist ein Mädchen, heißt eigentlich Jean Louise und wäre wohl lieber ein Junge geworden. Jedenfalls geniert sie sich fürchterlich, als sie an ihrem ersten Schultag ein Kleid anziehen muss und verprügelt auch gleich in der ersten Pause ganz unmädchenhaft einen Jungen. Scout ist es, die uns die Geschichte erzählt.
Atticus ist Anwalt und verteidigt einen Schwarzen, dem eine Vergewaltigung an einer weißen Frau vorgeworfen wird. Daraufhin wird Finch in dem rassistischen Umfeld als "******freund" beschimpft und bedroht. In diesem Klima lernen die Kinder viel vom Vater (der Erzieher, Lehrer und gleichzeitig Freund ist) über Pflichtbewusstsein, Mut und Verständnis für andere Menschen. Und dann gibt es noch einen Boo Radley (Jetzt wisst ihr wenigstens, wo die Band ihren Namen her hat), der den Kindern Angst macht, obwohl sie ihn noch nie gesehen haben und er ihnen kleine Geschenke in ein Astloch steckt.
"Wer die Nachtigall stört" ist ein ausgesprochen ruhiger Film. Wer auch nur ein Mindestmaß an Action erwartet, hat bei dem Film keine Chance. Das Höchstmaß an Action geschieht, als Finch einen tollwütigen Hund erschießen muss.
Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich zuerst nicht so viel mit anzufangen, aber irgendwas daran blieb immer bei mir im Hinterkopf, bis ich ihn mit einigem Abstand ein zweites und drittes Mal gesehen habe und mit jedem Mal ist der Film mehr gewachsen. Man muss sich schon mal dran gewöhnen, dass die Geschichte konsequent aus der Sicht der Kinder erzählt wird, was nicht alltäglich ist. Das heißt aber nicht, dass der Film kindlich-niedlich ist. Im Gegenteil. Es gibt deshalb durchaus vergleichsweise düstere Szenen, wie z. B. als Jem "todesmutig" an die Tür von Boo Radley klopft, die Kinder dann Reißaus nehmen und Jems Hose sich in einem Zaun verfängt. Außerdem gibt es eine Szene, in der Scout - unschuldig, wie es nur ein Kind sein kann - einen möglichen Lynchmord verhindert.
Wenn man sich auf den Film einlässt, fühlt man sich am Ende irgendwie entspannt (und kurz vor diesem Ende taucht dann auch ein heute sehr bekannter Darsteller in seiner ersten Rolle auf). Gregory Peck bekam für diese Rolle seinen einzigen Oscar.