O.k., am Anfang mal meine Kritik ohne allzuviel von der Story zu verraten:
Man nehme einen jungen, ehrgeizigen Cop Laurent (Philippe Bas) und lasse ihn sich an einem (möglichst mit ekligen Schockeffekten gespickten) Mordfall festbeißen. Dieser nimmt dann die Hilfe des älteren, gefeuerten und natürlich verbitterten Ex-Cop Schiffer (Jean Reno) in Anspruch, und läßt sich von dem breitschlagen, ihn überallhin mitzuschleppen. Natürlich weiß der Alte immer alles besser und ist mitnichten das, was er zu sein scheint. Soweit, so bekannt und 1000x gesehen.
Daß die ganze Sache nicht nach den ersten 10 Minuten in gepflegter Langeweile versinkt (auch die einzelnen Schockeffekte: übelst zugerichtete Leichen, eklige Abwasserkanäle etc. kennt man schon zur Genüge) liegt daran, daß die Story mit der Geschichte der verstörten Anna (Arly Jover) verquickt ist, die das ungewöhnliche Problem hat, daß sie ihren eigenen Mann nicht mehr erkennt und immer wieder gräßliche Visionen hat. Das mit den Visionen kommt einem natürlich auch bekannt vor, aber Frau Jover bringt die Beklemmung und Hysterie, die nach und nach von Anna Besitz ergreifen, wunderbar eindringlich rüber.
Insgesamt ist der Film meiner Meinung nach durchaus sehenswert, besonders für Leute, denen "Sieben" und "Die purpurnen Flüsse" gefallen haben.
Sachen, die ich besonders gut fand:
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1. Die "Rückverwandlung" von Anna in ihr Alter Ego, die "Wölfin" ist sehr gut gemacht. Plötzlich ist sie nicht mehr das gejagte arme Hascherl, sondern schlägt zurück. Und wie! Ich sage nur: Die Braut haut aufs Auge. Besonders als sie ihren "Ehemann" fertigmacht. Köstlich!
2. Jean Renos selbstironische Darstellung des "guten, dann wieder bösen dann wieder guten" Klischee-Cops, die der alten Leier wenigstens etwas Frische gibt.
3. Die Tatsache, daß der junge Cop Laurent nicht der Superheld schlechthin ist, sondern blutet, flucht und ab und zu aus reinem Glück oder Zufall, dann wieder durch kluges Überlegen auf der Fährte bleibt.
Nicht so gut war:
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1. Die völlig unnötigen Horrorelemente: Warum hat Anna Visonen von lebenden Leichen, wenn sie doch eigentlich keines er übel zugerichteten Opfer jemals in Natura gesehen hat? Und der verbrannte Kerl hatte ja auch nichts mit ihr zu tun.
2. Mußten die Drehbuchautoren denn nun wirklich JEDES Horror-Action-Thriller Klischee erfüllen? Die bereits erwähnten Horrovisionen und das "Good Cop"/"Bad Cop" Motiv, die Standard-Unterwelts-Kanalisations-U-Bahn Verfolgungsjagd, Das Mausoleum als Rauschgift-Versteck, Reno´s unappetitliche "ich bin ja so hartgesotten"-Leichengrabbelei :x etc. etc.