Am Wochenende hab ich nach langem Warten den UK-Import gesehen.
Mit seinem neuestem Film "Revolver" hat Guy Ritchie leider alles andere als Ruhm geerntet. Die Leute sollen scharenweise aus dem Kino gegangen sein. Die Ideen seien geklaut, der Erzählstil sei zu chaotisch. Die schlechten Ergebnisse, die dieser Film einspielte waren auch der Grund, warum er keinen deutschen Vertreiber fand.
Haben all diese Leute Recht? Macht euch selbst ein Bild davon. Ich denke es lohnt sich.
"Revolver" ist unglaublich komplex. Wahrscheinlich der komplexeste Film mit dem dicht durchwobensten Erzählstrang den ich je gesehen habe (Ich hab Mullholland Drive noch nicht gesehen) Dadurch ist er zugleich spannend und fordernd, da es um Schach geht.
Es geht um zwei Männer, Kontrahenten, der heruntergekommene Profispieler Mr.Green Jason Stratham, und Mr.D einem zwielichtigen Kasinobesitzer und "Con" Ray Liotta. Diese beiden Männer spielen gegeneinander, nicht Schach, sondern ein tödliches Machtspiel, der eine aus Rache, der andere aus verletztem Stolz. Und jetzt wirds etwas kompliziert
Zugleich taucht der Zuschauer in die Köpfe der Kontrahenten ein und sieht das Spiel aus deren Perspektive. Und um das Ganze noch richtig durcheinanderzubringen wird man gleichzeitig noch Zeuge, wie beide Männer noch schwer mit sich selber ringen. Man hört immer wieder Stimmen aus ihren köpfen. Dabei werden ihre Handlungen von verschiedenen Positionen aus beobachtet und bewertet. Das Ganze ist dann auch noch durchwoben von verschiedenen kurzen Annekdoten. Heraus kommt dadurch eine Perspektivenflut, die den Zuschauer beim ersten Mal auf jeden Fall verwirrt (mich auch).
Nichts desto trotz, sollte man sich darauf einlassen. Es ist kein leichter Film, bei weitem nicht, man muß dabei viel grübeln - und gleich zu Beginn rät der Film seinem Zuschauer, er solle über das bisher Geschehene am besten noch nicht nachdenken, es ergäbe noch keinen Sinn. Selbst nach dem Ende des Filmes wird man vielleicht noch ratlos vor dem dunklen Bildschirm sitzen - aber nach etwas Überlegen fallen einem die Groschen schon. Wie so immer wird der mutige, geduldige und ausdauernde Zuschauer zum Ende belohnt.
Die Kamera ist richtig cool und die ganze Aufmachung des Filmes passt sich den Kulissen und den Gefühlszuständen der jeweils aktierenden Charaktere an.
Der Erzählstil ist ganz im Stil von Guy Ritchie, ungewöhnlich und doch anders als man es von ihm gewohnt ist. Was man sich vor Augen halten sollte ist, dass dieser Film mit seinen früheren Filmen nichts zu tun hat. Guy Ritchie hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt.
Was unterm Strich bleibt ist ein guter Film, weit ab vom Mainstream, von einem Regisseur, der seinem Publikum mehr zutraut und dafür bestraft wurde.
So, ich glaub, dass war meine längeste Kritik die ich je geschrieben hab...
Ich schau ihn mir nochmal an und vergebe dann meine Punkte...