• But when things are ... are really dark, as dark as they can get, you see so much more, so many wonderful things. Sometimes, old son, things are gonna get darker for you than they do for the rest of us.

    Story:
    Der 25-jährige Hobbyfotograf Jamie hat kein leichtes Leben: von einem großen Muttermal gezeichnet, wird er von der Gesellschaft ausgestoßen; nur seine Mutter und seine Bilder sind sein einziger Trost. Doch als London von Dämonen heimgesucht werden, die Chaos und Tod verbreiten, ändert sich alles, als der mysteriöse Papa B auf Jamie zukommt und ihm einen Deal vorschlägt ...

    Kritik:
    Auf dem Fantasporte 2010 konnte der Film gleich drei Preise ergattern: den International Fantasy Film Award für den Besten Film, den Besten Schauspieler (Jim Sturgess) und Beste Regie (Philip Ridley). Doch hat der Film diese Auszeichnungen auch verdient? Beim Lesen der Inhaltsangabe könnte man kritisch werden, immerhin klingt diese wie nach einem 0815-Horrorfilm.

    Jim Sturgess überzeugt als Jamie ebenso wie Clémence Poésy als Tia. Schade, dass Noel Clarke nur wenig Screen-Time hat, denn seine Figur des AJ ist sympathisch und fügt sich wunderbar zu den anderen. Auch Joseph Mawle besitzt als Papa B ebenfalls zu wenig Screen-Time. Einzig und allein Ruth Sheen als Marion bleibt etwas blaßer als die übrigen Figuren, allerdings ist die Gesamtleistung aller Beteiligten auf hohem Niveau.

    Die Dialoge sind schön ausgearbeitet und einerseits voller Hoffnung und Ethik, andererseits auch voller düsterer Moral und nackter Wahrheit, und weder kitschig noch lächerlich-absurd und tragen sehr viel zur Wirkung des Films bei.

    Was mich am Soundtrack störte, war das häufige Vorkommen von vielerlei Pop- und Rocksongs, sodass der melancholische, aber dennoch schöne und vor allem passende Score von David Julyan zu sehr in den Hintergrund tritt. Zwar untermalen die eingespielten Songs viele der Szenen ebenfalls passend, aber dennoch hätten es auch ein bis zwei weniger sein dürfen.

    Atmosphärisch hat Heartless etwas von einem Film Noir: düstere, suburbane Gegenden von London, ohne übertrieben prunkvolle Häuser und auf Hochglanz polierte Straßen und Fahrzeuge. Die Gegenden wirken natürlich, zwar verfallen und in Augen vieler nicht mehr hübsch, aber stellen damit auch ein Leitmotiv dar, welches sich vor allem in Jamie wiederspiegelt.

    Für einen Horror-Film hält sich Heartless mit allzu drastischer Gewalt und viel Blut zurück. Es gibt eine, nicht gerade zurückhaltende Szene, aber diese passt in ihrer Grausamkeit zum Kontext des Films und ist oder wirkt nicht deplatziert. Hinzu addieren sich noch ein paar überraschende Schockmomente. Schade ist, dass die Dämonen (leider nicht perfekt) per CGI getrickst wurden.

    Zur Story möchte ich gar nicht mehr verraten, denn diese ist sehr gut geschrieben und umgesetzt, auch wenn hier und da vielleicht ein kleines Logikloch herrscht; oder zumindestens ein paar Dinge so offen gelassen werden, dass man sie als Logikloch bezeichnen könnte. Andererseits regen eben jene offene Stellen auch zum Nachdenken an und lassen Platz für eigene Interpretationen.

    Fazit:
    Wer nun glauben mag, dass dies alles zu hochtrabend klingt, für einen einfachen Dämonen-Horrorfilm, dem kann ich nur sagen: wie bei Jamie verbirgt sich auch hinter Heartless mehr, als das Auge zu sehen vermag. Denn Heartless ist nicht einfach nur ein Horrorfilm, er ist vor allem ein Drama, dem man (vor allem am Ende) Ähnlichkeiten zu Goethes berühmten Faust nicht absprechen kann. Und Heartless verbindet, als meiner Meinung nach erster Film, die Genres Horros und Drama so perfekt, wie kein Film vor ihm. Um Heartless mit einem Satz zu beschreiben: ein düsteres, emotionales Horrordrama.

    9.2/10 Faustische Pakte

    "Und wir werden am Abgrund stehend allein gelassen, und starren in das lachende Gesicht des Wahnsinns. "

  • Ich kann deiner Kritik teilweise zustimmen.
    Die Schauspieler sind fast alle gut gewählt; vor allem Jim hat seinen Charakter interessant gemacht. Zuerst völlig fertig, später dann voller Leben und Hoffnung - das hat er richtig gut hinbekommen.

    Clemence Poesy ist eigentlich nur da, um hübsch zu sein. Aber ihre Rolle bietet auch zu wenig Möglichkeiten, sich zu entfalten.

    Papa B hat mich auch ein wenig gestört. Er versucht es zwar, richtig dämonisch zu sein, aber an den legendären Al Pacino (Im Auftrag des Teufels) kommt er nicht mal ansatzweise heran. Ich musste ständig an ihn denken und so hat Joseph Mawle bei mir nicht die nötige Wirkung erzielt.

    Die Dämonen waren auch ein wenig flach, ähnlich wie die CGI-Wesen aus I Am Legend.

    Die Londoner Umgebung ist wirklich ganz gut gestaltet. So viele Filme, die in London spielen ich auch gesehen habe, diese Stadt war anders. Düster und grau. Teilweise stachen aber auch helle Motive heraus. Wie Raven schon geschrieben hat, orientiert sich die Stadt nach Jamies Empfindung.

    Zitat

    Für einen Horror-Film hält sich Heartless mit allzu drastischer Gewalt und viel Blut zurück.


    Wir wollen doch nicht einen Splatter mit einem Horrorfilm verwechseln? ;)
    Zumal es auch ein Horrordrama ist. Viele Horrorfilme kommen auch ohne Blut und Gemetzel sehr gut aus. Aber hier gab es einige richtig eklige und brutale Szenen, die auf deutschen DVDs sicherlich um einige Minuten geschnitten sind.

    Alles in einem ist die Idee zum Plot ziemlich gut, aber die vielen Wendungen stören mit der Zeit ein wenig, alles dreht sich im Kreis, bis auf wenige überraschende Ausnahmen. Die Schockmomente tun auch gut, auch wenn manche davon ziemlich vorhersehbar sind (manche zum Glück aber nicht).
    Teilweise wird der Film auch ziemlich spannend, da man bei der Storyentwicklung alles mögliche erwartet, da die Figur "Jamie" ziemlich undurchschaubar ist.

    Was mich ein wenig gestört hat, war der pseudo-philosophische Ansatz. Ständig irgendwelche Zitate und Weisheiten.. Ein wenig zu viel des Guten.
    Ein wenig Verwirrung gab es am Ende auch, da bleibt es dann am Zuschauer, die Ereignisse zu interpretieren, auch wenn mich diese Herangehensweise nicht wirklich berauscht hat.

    7/10 magischen Bäumen

    Es reicht langsam mit der Liebe auf Entfernung. Du ziehst sofort in mein Zimmer, lieber Kühlschrank!

  • Die deutsche DVD ist übrigens ungeschnitten; und du meinst sicherlich die Szene(n), als

    Spoiler anzeigen

    Jim den Stricher ersticht und im das Herz entreißt; und die Szene, in der Papa B AJ die Haut von der Wange abbeißt ;)

    Ich muss dazu sagen, da ich Im Auftrag des Teufels noch nicht gesehen habe (:oops:), kann ich kein Vergleich ziehene; deshalb fand ich die Leistung von Joseph Mawle eigentlich ganz angemessen. ^^

    Nun ja, heutzutage wird ja Horror und Splatter meist in einen Topf geworfen; und manche Splatterfilme sind wohl auch ein wahrer Horror, entweder, weil sie so abgrundtief schlecht sind oder wirklich mit ihren grausigen Bildern ihren eigenen Horror bewirken ;)

    Aber trotzdem (und zum Glück) ist der Film ja keine Schlachtplatte :D

    Das Ende ist so eine Sache: ich mag es, mir diesbezüglich Gedanken zu machen, da man sich so auch mit Freunden austauschen und diskutieren kann, was wohl passiert ist und was nicht etc. ^^

    "Und wir werden am Abgrund stehend allein gelassen, und starren in das lachende Gesicht des Wahnsinns. "

  • Die deutsche DVD ist übrigens ungeschnitten; und du meinst sicherlich die Szene(n), als

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    Jim den Stricher ersticht und im das Herz entreißt; und die Szene, in der Papa B AJ die Haut von der Wange abbeißt ;)

    Ja, bin überrascht, dass es ungeschnitten ist :gruebel: Wobei bei anderen Filmen weniger brutale Szenen rausgeschnitten wurden...

    Zitat

    Ich muss dazu sagen, da ich Im Auftrag des Teufels noch nicht gesehen habe (), kann ich kein Vergleich ziehene; deshalb fand ich die Leistung von Joseph Mawle eigentlich ganz angemessen. ^^


    Dann schnell nachholen^^ Hier musste Mawle einmal laut brüllen, um als Dämon wahrgenommen zu werden, AL Pacino hingegen brauchte nur ruhig zu schauen und man kriegte eine Gänsehaut :lol:

    Zitat

    Nun ja, heutzutage wird ja Horror und Splatter meist in einen Topf geworfen; und manche Splatterfilme sind wohl auch ein wahrer Horror, entweder, weil sie so abgrundtief schlecht sind oder wirklich mit ihren grausigen Bildern ihren eigenen Horror bewirken


    Joa, gut, ich trenne für mich dann auch in Bereiche wie Psychohorror (fast ohne Blut; The Ring, Dark Water), Schlitzerhorror (mit Blut, aber noch kein Gemetzel; Scream) und wahre Gemetzel, von denen ich nicht viele kenne (z.B. Midnight Meat Train). Solche Filme fasse ich ganz anders auf. Albern und unnötig, deshalb sehe ich darin kaum Horror :neutral:

    Zitat

    Das Ende ist so eine Sache: ich mag es, mir diesbezüglich Gedanken zu machen, da man sich so auch mit Freunden austauschen und diskutieren kann, was wohl passiert ist und was nicht etc. ^^


    Das stimmt, Inception ist ein sehr gutes Beispiel :lachen2:
    Aber es hängt auch oft vom Thema ab und wieviel Spielraum dem Zuschauerüberlassen wurde.
    Z.B. die Sache mit

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    dem Muttermal, welches er die zweite Hälfte des Films nicht mehr hatte, am Ende dann Einblendungen kommen, wo er mit Tia liegt und es trotzdem hat. War das nun alles seine eigene Illusion, dass er sie nicht hatte oder hat er sie gegen Ende hin einfach wieder bekommen? Ich finde, da ist zu wenig Spielraum und auch das Thema nicht besonders interessant.

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  • Z.B. die Sache mit

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    dem Muttermal, welches er die zweite Hälfte des Films nicht mehr hatte, am Ende dann Einblendungen kommen, wo er mit Tia liegt und es trotzdem hat. War das nun alles seine eigene Illusion, dass er sie nicht hatte oder hat er sie gegen Ende hin einfach wieder bekommen? Ich finde, da ist zu wenig Spielraum und auch das Thema nicht besonders interessant.

    Das ist eine der interessantesten Fragen:

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    Hat B das Mal gar nicht verschwinden lassen, sondern war das nur eine Illusion? Die Kraft der Suggestion? Damit Jamie einfach nur etwas Chaos veranstaltet? Er hat ihn ja auch bezüglich der erwarteten Dienstleistung angelogen.

    Oder war gänzlich alles, was mit den Dämonen zu tun hatte, nur eine Illusion? Eine Wahnvorstellung von Jamie, der damit versucht hat, Sinn zu schaffen, wo keiner ist (zumindestens seiner Meinung nach nicht)?

    Diese Frage des Sinns durchzieht ja den Film auch wie einen roten Faden.

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  • Das sind wahrlich interessante Fragen, vor allem

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    das mit Dämonen. Am Ende sieht man ja, dass es normale Menschen mit Masken sind. Hat also die starke soziale Vernachlässigung Jamie dazu angetrieben, sich in die Dämonenwelt zu flüchten, wo er einen Ausweg gesehen hat?

    Dass Papa B ihn bei dem Vertrag angelogen hat, war auch interessant. Eigentlich gilt so ein Vertrag ja als verbindlich (mit einigen Änderungen zu Gunsten der Dämonen). Aber, dass der Auftraggeber so knallhart lügt, ist nonsens. Das stellt die ganzen Dämon-Mensch-Beziehungen auf den Kopf, die man vorher kannte.

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    Zumal nur er Belle sehen konnte; die Wunschtochter, die er nie hatte? Zusammen mit Tia hatte er so die (für ihn) perfekte Familie.

    Und Papa B als eine Versoon von Jamies Vater? Jamies Vater hat ihm ja immer Mut zugesprochen, und da es aber nicht so kam, wie es ihm sein Vater versprach, könnte Jamie vielleicht einen Hass entwickelt haben; er fühlte sich von seinem Vater belogen. Hmm ... Allerdings steht das wiederum im Kontrast zu der Liebe, die er ja offensichtlich für ihn hegt X(

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    Zitat

    Zumal nur er Belle sehen konnte; die Wunschtochter, die er nie hatte? Zusammen mit Tia hatte er so die (für ihn) perfekte Familie.


    Genau. Mich hat das anfangs etwas irritiert, dass er das so leichthingenommen hat, dass sie ihn Papa nennt. Aber so ergibt das einen Sinn.

    Zitat

    Hmm ... Allerdings steht das wiederum im Kontrast zu der Liebe, die er ja offensichtlich für ihn hegt X(


    Das könnte man damit erklären, dass Jamie seinen Vater zwar liebt, aber im Unterbewusstsein auch hassen könnte, weil es nicht so kam, wie er versprochen hat. Und in eben diesem Unterbewusstsein entwickeln sich die Visionen von den Dämonen und Belle. Jamie wird zum Schizo, später dann aber wieder normal - so könnte man das auffassen.

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    Als er erkennt, dass selbst seine perfekte Traumwelt zerbricht und im Grunde auf einigen Lügen aufgebaut war; aber ihn auch eine Frau anscheinend trotz seiner Entstellung geliebt hat.

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