[Der Patriot] Kopf wegdrehen

  • Was auch auffällt ist das viele der Rotröcke beim abfeuern ihrer Gewehre das Gesicht abwenden. Das ist auffällig für Neulinge die noch nicht oft mit Steinschloßwaffen geschossen haben, sollte aber bei britischen Regulars (die zu den besten Soldaten der damaligen Zeit galten) nicht vorkommen.

    "Und wehe eine von Euch Pfeiffen nennt mich Opa, dann leg ich Euch um!" :baseball: (aus: Wir waren Helden)

  • Mit guten Grund! Denn die damalige Waffen waren nicht so weit entwickelt, dass die Pulvergase und Pulverreste vom Zündmechanismus abgehalten werden könnten.

    "Hölle ist...nur ein Wort. Die Realität... ist viel, viel...schlimmer!":twisted:

    Das ist meine Signatur. Nix da!:schaaf:

  • Mit guten Grund! Denn die damalige Waffen waren nicht so weit entwickelt, dass die Pulvergase und Pulverreste vom Zündmechanismus abgehalten werden könnten.

    Das ist bedingt richtig. Ein weiteres Problem der "Brown Bess" war allerdings, dass sie auch Gesichtsverletzungen beim Schützen hervorrief. Man musste also sein Gesicht vom Steinschloss abwenden, wenn man nicht blind aus dem Krieg heimkehren wollte.
    Und wenn man nicht ordentlich geladen hatte, dann "explodierte" das Teil sogar und führte zu schweren Gesichtsverletzungen.
    Außerdem brauchte man aufgrund der Aufstellung der Soldaten nicht zielen. Irgend eine Kugel trifft immer.

    Und ohnehin waren die wenigsten Gewehre mit Kimme und Korn ausgestattet. Zielen war also eh nicht wirklich möglich. Kimme und Korn beschränkte sich zu jener Zeit auf Jagdgewehre.
    Kimme und Korn hätten ohnehin kaum etwas gebracht, da die Waffen keinen gezogenen Lauf hatten. Das änderte sich erst mit der Baker Rifle um die Jahrhundertwende.

  • Hi Hellknight, hi Irrwisch,
    also ich muß Euch beiden da leider zum Teil wiedersprechen.
    Das die Gewehre der Linien-Soldaten keine Kimme haben ist richtig, allerdings ist bei fast allen Gewehren ein Korn vorhanden, denn daran wird das Bajonett festgemacht. Geziehlt wird über den Lauf mit dem Korn. Allerdings hat eine glattläufige Muskete auf 50m mit "Rollkugel" (die Kugel ist kleiner wie der Laufdurchmesser und wird nicht geführt) ein Streukreis von ca. 2,5m.
    Durch die Rollkugel sind im 18ten und 19ten Jahrhundert kaum Laufaufbauchungen vorgekommen, da die Gase in großem Maßstab seitl. an der Kugel vorbei entweichen. Die Kugel fällt fast von alleine vors Pulver. Ein herunterrammen ist erst nach sehr vielen Schüßen mit etwas Aufwand verbunden.
    Nun nochmals zum wegdrehen des Kopfes. Also absolut unmöglich, denn auf sowas achten die Unteroffiziere bei der Ausbildung, und die ist im 18ten Jahrhundert mehr als etwas Drill nebeher. Die Soldaten wurden im Takt der Trommel zum Vollautomatisieren gedrillt. Ein wegdrehen ist bei den meisten Leuten eine Angstreaktion vor der Explosion direkt vorm Auge. Ich kann aber mit Gewissheit sagen, obwohl ich schon sehr lange Muskete schiesse bin ich noch nicht blind! :)
    Kurz was zu meinen Erfahrungen, ich re-enacte mittlerweile seit 20 Jahren amerikanischen Bürgerkrieg (siehe Gettysburg) und seit ca. 7 Jahren 18tes Jahrhundert (französischer Linien-Infantrist 1757, ähnl. dem franz. Offizier im Patriot).
    Kopf wegdrehen geht gar nicht.. :)

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    Einmal editiert, zuletzt von der Arkonide (12. Juli 2010 um 22:39) aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler

  • Ich beziehe mich mal auf wiki (obwohl ich das ungern tue):

    Zitat

    Die erste weithin eingeführte Feuerwaffe war für über 100 Jahre die Zündschloss-Muskete. Mit ihr war es möglich, extrem ungenau[1] auf etwa 90 m zwei bis drei Schuss pro Minute abzugeben. Die Waffen explodierten häufig beim Abfeuern, wodurch das Gesicht des Schützen schwerst verletzt wurde.

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    Zitat von der Arkonide

    Ein wegdrehen ist bei den meisten Leuten eine Angstreaktion vor der Explosion direkt vorm Auge. Ich kann aber mit Gewissheit sagen, obwohl ich schon sehr lange Muskete schiesse bin ich noch nicht blind!

    Dass es eine Angstreaktion ist, da widerspreche ich nicht. Statistisch gesehen traf sowieso nur jeder 17te Schuß.
    Aber ich gehe zum einen nicht davon aus, dass Du eine Muskete aus dem 18.JH hast und ich gehe zum zweiten davon aus, dass Dein Schwarzpulver amtlich zugelassen ist und eine BAM-Nummer hat.
    Hier frage ich Dich, ob Du schon selbst mal Schwarzpulver hergestellt hast. Denn das hat eine andere Qualität, als das industrielle Zeug. Es wäre Grobkörniger und wenn Du abziehst und der Stein die Pfanne erwischt, dann kann es schon vorkommen, dass Dir ein bissel Kaliumnitrat in die Augen fliegt.
    Desweiteren kann man davon ausgehen, dass die Jungs im Kampfstress hin und wieder zuviel Schwarzpulver eingefüllt hatten und zu sehr stopften (ich kann mich grad nicht erinnern, ob sie schon Papierpatronen hatten).

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  • Es ist mir immer wieder eine Freude mit Intelligenten Menschen zu diskutieren. :)

    Ein Teil Deiner Einwürfe ist gar nicht so schlecht. Aber auch dazu fällt mir natürlich eine Antwort ein ;)

    Also, die Dinger sind nicht in übertriebenem Maße häufig explodiert, dazu ist erfahrungsgemäß die Pulverladung zu schwach. Die Papierpatrone (ja die gabs und waren bei der Linie Standart) war normalerweise mit ca. 100 bis 120 grain Schwarzpulver gefüllt. Bei den Engländern und Preussen in der Regel etwas mehr da diese beiden Länder Gewehre im Kaliber .76 benutzen. Österreicher, Russen, Franzosen, Hannoveraner und eigentlich alle anderen benutzten "nur" das Kaliber .69. Wobei von dieser eigentlich Ladung schon sehr viel Pulver beim befüllen der Pfanne (wo der Züdfunke die Treibladung zündet) verbraucht und auch verschüttet wurde.
    Das Pulver hatte sicherlich große Unterschiede der Qualität, wobei man aber nicht ausser Acht lassen darf, das zu grobes Pulver auf der Pfanne gar nicht zündet. Also konnte das Pulver auch nicht so schlecht sein, das hätte zu viel zuvielen Zündversagern geführt.
    Klar spritzt auch was weg wenn die Pfanne zündet (es findet ja eine Explosion statt) aber das trifft fast hauptsächlich den rechten Nebenmann an dessen linker Wange! Als Schutzreaktion schließen sehr viele beim Schuß die Augen, das muß ich zugeben passiert mir auch ab und an,
    Aber auch die Jäger hatten ja mit den gleichen Waffen (evtl, gezogen und mit kleineren Kalibern) zu tun, und gezielt schiessen wenn ich nicht hinkucke geht halt nicht.
    Und ich weisse mochmals auf den Drill und die Unteroffiziere (die zu dieser Zeit, gerade in England und Preussen leidenschaftlich gerne und viel prügelten!) hin.
    Kopf wegdrehen geht nicht! Bleibt nur, Augen zu und durch! :)

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  • Aber auch die Jäger hatten ja mit den gleichen Waffen (evtl, gezogen und mit kleineren Kalibern) zu tun, und gezielt schiessen wenn ich nicht hinkucke geht halt nicht.

    OK, hier gebe ich Dir recht.
    Aber wie Du schon den Streukreis angesprochen hattest, und der gemeine Soldat hatte nunmal keinen gezogenen Lauf, spielte es so oder so keine Rolle ob man zielte.

    Zitat

    Und ich weisse mochmals auf den Drill und die Unteroffiziere (die zu dieser Zeit, gerade in England und Preussen leidenschaftlich gerne und viel prügelten!) hin.

    Kannst Du mir dazu eine Quelle/Buchtipp geben?
    Und bezugnehmend auf den Film waren es sowieso Freischärler. D.h., sie hatten keine militärische Ausbildung.

    Zitat

    Klar spritzt auch was weg wenn die Pfanne zündet (es findet ja eine Explosion statt) aber das trifft fast hauptsächlich den rechten Nebenmann an dessen linker Wange!

    Dann hätte ich aber als Linkshänder die Arschkarte gezogen. ;)

  • Alsooooo, ich fange mal von unten an. Als Linkshänder ist das gar nicht soooo schlimm wie man meinen könnte. Als privat Person (Jäger oder einfach halt Farmer) läßte Du Dir vom Büchsenmacher Deines Vertrauens ein Gewehr mit Linksschäftung bauen, das Du dann ganz praktisch auch mit links nutzen kannst. Als Soldat stellt sich dieses Problem auch nicht, DENN Du wirst mit rechts schiessen,ob Du willst oder nicht. Die brügeln dir das so lange in den Schädel bis das klappt! :lachen2: Nein,das geht wirklich nicht, ein oder zwei linkshänder in einer Kompanie würden alle Leute durcheinander machen. Noch Preussen´s und Engländer haben beim Formationsschiessen in den 1890er Jahren darauf geachtet (und nur so ist auch das jeweilige Drillhandbuch ausgelgt) die Waffen nur mit rechts, also alle auf der gleichen Seite, benutzen.

    Ich sprach ja auch von den Regulars, nicht von irgendwelchen Freischärlern! Da kommt das wieder mit dem Drill.
    Aber auch die amerikanischen Freischäler oder minuteman waren in der Regel alles erfahrene Jäger und an ein Leben im Kampf um ihr Land mit Indianern ans schiessen gewöhnt. Die haben auch nicht weggekuckt. ;) Ausserdem hatte sehr viele schon Kriegserfahrung, denn kaum 15 Jahre vor der Revolution hatten sie ja ihren French and Indian War (Benjamin erzählt das ja auch im Film...).
    Ich könnte dir den französisch Drill und evtl. den britischen in Druckform besorgen. Da müßen wir uns dann mal kurzschliessen.

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  • ausserdem kuckst du hier:

    Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen.
    Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. (das ist eine Abbildung eines allten Drillles drin und auch ein Video über das abfeuern..)

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  • Die beiden wiki-Links kenne ich schon.

    Zitat

    Ich könnte dir den französisch Drill und evtl. den britischen in Druckform besorgen. Da müßen wir uns dann mal kurzschliessen.

    Das können wir gerne machen.

    Zitat

    DENN Du wirst mit rechts schiessen,ob Du willst oder nicht. Die brügeln dir das so lange in den Schädel bis das klappt!

    Das erinnert mich an meine Bundeswehrzeit. :) In der Grundausbildung wurde man angehalten, die Waffe, wenn man in der Gruppe rechts geht, nach links zu halten. Beim sogenannten "Einzelkämpferlehrgang" wurde man angeschissen, wenn man die Waffe links gehalten hatte. Das fand ich witzig, als ich rechts ging und die Waffe links gehalten hatte. "SIND SIE LINKSHÄNDER ODER WAS?" Und ich darauf: "Ja." Das fand ich witzig. :lachen2:

    Das ist ein Ausbildungsproblem bei der Bundeswehr: Es wird auf zwei Seiten marschiert und die Rekruten werden getrimmt, das Gewehr rechts oder links zu tragen. Aber sobald sie es nutzen müssen wechseln sie ohnehin auf die Seite, mit der der Schütze etwas anfangen kann. Das sind gute zwei Sekunden die verschwendet werden.
    Gewehr (G3, G36, M4A1) schiesse ich links. Pistole (P1, P8 ) schieße ich mit links und rechts. (Billard spiele ich links, Tischtennis mit rechts.)

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  • Also ich habe mir gerade eben mal wieder Barry Lindon angeschaut. Da dreht niemand den Kopf beim schießen weg (sind die gleichen Waffen), aber eigentlich funktionieren die auch nicht richtig.... :lachen5: Aber es geht also auch ohne Kopf wegdrehen. ;)

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