Hallo,
der Film ist im Grunde zweiteilig in seiner Bewertung. Die Bewohner des Ortes finde ich teilweise nicht so gut. Sicher, der Film will überzeichnen. Immerhin ist er von Tim Burton, der Mann liebt so was. Dennoch wirken die Charaktere durch diese Überzeichnungen manchmal etwas ermüdend auf mich.
Die Kulissen sind genial. Diese Vorstadt, grell, wie es das in der Realität kaum irgendwo geben wird. Dagegen das Schloss, das Dracula vermutlich geliebt hätte (außer vielleicht den Umstand, dass da tagsüber relativ viel Sonnenlicht reinkommt, weil überall Löcher sind).
Die Story ist klasse. Irgendwie stimmig. Die Leute sind einfach zu dumm, um richtig mit ihm umzugehen und so läuft die Geschichte eben so ab.
Johnny Depp allerdings ist eine Offenbarung. Er spielt diesen ("armen") Mann so überzeugend -vor allem die Situation mit den Scherenhänden und der dadurch sich ergebenden Probleme im Umgang mit was auch immer- dass man fast vergisst, dass der Schauspieler natürlich keine Scherenhände hat.
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Das Ende ist rührend. Irgendwie ein Happy End ... trotz allem. Denn das eine derartige Liebesbeziehung nicht funktionieren kann, versteht sich von alleine. Und das bedeutet in diesem Fall, dass auch keiner der Beteiligten in einer derartigen Beziehung tatsächlich glücklich werden könnte. Er kann der jungen Kim nur sein Herz, nicht aber das Körperliche, das nun einmal auch dazu gehört, geben. Und sie könnte sicher nicht auf Dauer darauf verzichten (dann wäre sie zu den Nonen gegangen).
Dennoch ist Das kein klassisches, tragisches Ende. Immerhin ist der Einzige, der stirbt, dieser "Freund" der jungen Frau. Sicher, irgendwie ist jeder Todesfall zu bedauern, aber dieser .... Der Typ war doch viel zu brutal drauf, um nicht irgendwann Menschen Schaden zuzufügen. Aber Kim bleibt offenbar nicht alleine, was der Zuschauer schon zu Beginn erfährt -der Verzicht auf die Beziehung führt also nicht zu der klassisch immer wieder auftauchenden Einsamkeit. Denn sie erzählt die Geschichte ihrer Enkelin ... und die gäbe es nicht, hätte sie keinen Mann gefunden, den sie lieben oder zumindest achten kann. So bleibt ihr nur die Erinnerung an Edward und der Schnee. Doch sie gesteht ihrer Enkelin, dass sie noch immer manchmal in dem Schnee tanzt -also sind ihre Erinnerungen an Edward mehr von der Liebe zu ihm als von dem Schmerz des Verzichts gekennzeichnet.
Und Edward? Auch er zehrt noch immer davon: Er schneidet weiterhin seine Hecken und die Eisskulpturen, denen er neben Kindern, Hunden und anderen Tieren immer wieder auch die Gestalt der jungen Kim gibt. Da er das offenbar auch Jahrzehnte später immer noch tut, scheint auch er in gewisser Weise glücklich. Er weis, sie ist da unten und das genügt ihm.
Insgesamt: 2 Noten
6 von 10 Scheren für die Leute in der Vorstadt
10 von 10 Scheren für Edward
Meine Summe: 9 von 10 Scheren, da Johnny Depp einfach zu gut ist
Lady A.