- Offizieller Beitrag
Evil Dead ist ein Remake des Horrorfilms Tanz der Teufel aus dem Jahr 1981 von Sam Raimi. Regie führte hier Fede Alvarez.
Story:
Nachdem sie eine Überdosis nur knapp überlebt hat, soll Mia endlich von den Drogen wegkommen. Ihre besten Freunde Olivia und Eric haben deshalb ein Entziehungswochenende in einer abgelegenen Waldhütte für sie organisiert – und dazu auch Mias Bruder David sowie dessen Freundin Natalie eingeladen. Zunächst läuft auch alles nach Plan, doch dann erschnüffelt Mia einen Verwesungsgeruch. Die anderen schieben dies zuerst auf ihre Entzugserscheinungen, doch dann stoßen sie plötzlich auf einen Kellerraum voller erhängter Katzen, in dem sich außerdem das aus Menschenhaut gebundene "Buch des Todes" befindet. Obwohl alle Buchseiten mit blutigen Warnhinweisen vollgekritzelt sind, lässt sich Eric nicht abhalten und liest eine unheimliche Beschwörungsformel daraus laut vor. Dadurch wird die Macht des Bösen erweckt, aus dessen Fängen es kein zurück geben kann...
Kritik:
Kaum etwas kann den abgebrühtesten Horrorfans heutzutage einen solchen Schrecken einjagen, wie ein einzelnes Wort – "Remake". Es erfüllt die Fans mit Sorge, wenn ihre geliebten Horrorfilme, häufig außerhalb des Studiosystems entstanden und nicht den Mainstream-Gedanken unterworfen, auf Hochglanz poliert und verwässert werden sollen, um möglichst viele kreischende Teenies in die Kinos zu locken. Wie soll man etwas verbessern, was bereits ein nahezu perfekter Horrorfilm ist? Die Antwort lautet: gar nicht. Doch man kann einen soliden Horrorfilm abliefern, der für sich selbst steht und mit dem Original stand halten kann. Einen Film, der sich nicht zu sehr darum schert, jede einzelne legendäre Szene aus dem Original zu kopieren, nur um im direkten Vergleich noch schlechter dazustehen. Natürlich macht sich auch Evil Dead in dieser Hinsicht zuweilen schuldig, vermeidet es jedoch häufiger als man denken würde und würzt den Film stattdessen mit vielen kleinen aber liebevollen Verweisen auf das Original, ohne dabei gezwungen oder aufdringlich zu wirken. Düster und dreckig mit ordentlicher Kamerführung gestaltet, wirkungsvoll inszeniert wurde kein Fehler gemacht.
Alvarez entschied sich gegen den Einsatz von Computereffekten, sondern für altbewährte praktische Effekte, die hier natürlich auf extrem hohem Niveau präsentiert werden. Die Gore-Fans werden nicht enttäuscht sein. Was Alvarez und sein Effekte-Team hier servieren ist kein Folterporno-Fast Food, sondern ein fieses mehrgängiges Gewaltmenü. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt – oder viel eher gesägt, gebissen, geschnitten, geschossen, geschält, gestochen, gebrochen und genagelt. Der Film hält sich in keinster Weise zurück, die Kamera hält stets drauf. So beeindruckend Raimis Effekte von 1981 waren, so zahm erscheinen sie doch bei diesem Remake. Jedes Mal, wenn man denkt, der Film könne sich diesbezüglich nicht mehr steigern, wird man eines Besseren belehrt.
Es wäre hilfreicher, wenn man sich leichter mit den Hauptcharakteren identifizieren könnte und somit die Verstümmelungen und die Gewaltakte, die ihnen widerfahren für den Zuschauer empfindlicher treffen würden. Jane Levy (die drogenabhängige Mia) holt als einzige etwas aus ihrem Charakter heraus, die noch mehr erleiden muß als die meisten ihrer Genre-Mitstreiterinnen. Alle anderen Charaktere sind austauschbar, Somit ekelt es den Zuschauer zwar an, wenn ein Charakter sich selbst die Haut vom Gesicht schält, er fühlt aber kaum mit der Person mit.
Fazit:
Erwartet man einen Evil Dead, so bahnbrechend wie das Original, wird man wohl enttäuscht sein. Freut man sich aber einfach auf ein ungehemmt brutales Horrorvergnügen, zieht nicht stets Vergleiche und lässt sich auf den wilden Ritt ein, so wird die Zeit im Kino wie im Flug vergehen.
8/10 elektrischen Messern