{Memento}

Zitat von Swingerfreund1

Ich finde, wenn die ganze Handlung eine Art Wahnvorstellung von Lenny ist, ist der ganze Film sinnlos.

Irgendwie muss der Film so theoretisch real sein, wenn alles nur erfunden ist, dann verliert der Film für mich seine Faszination, weil in Gedanken alles möglich ist. Ist das verständlich?

Außerdem finde ich dann die Rückwartserzählung nicht mehr plausibel.

Es ist eine Wahnvorstellung, eine Flucht in eine Parallelwelt von Sammy nicht von Lenny. Lenny ist nicht real! Bitte denk nochmals darüber nach.
In Gedanken ist alles möglich. Das versucht Sammy durch Lenny ständig zu beweisen. Dafür ist sogar eine Erinnerung hinderlich. Deshalb hat sich Lenny auf seinen Körper tätowiert: "Erinnerung ist Verrat".

Das Faszinierende daran ist doch, dass ein zerstörtes Leben, das keine Heilung kennt, da es die Zeit nicht spürt, trotzdem Glück, Freude, Wut und Aufregung erfahren kann. Man muss sich nur konditionieren.

Natürlich leidet Lenny am Verlust seines KZG, genau wie sein reales Pendant Sammy. Deshalb ist die Rückwärtserzählung nicht nur angebracht sondern genial.

Übrigens kann ich mittlerweile auch nur sagen: Hut ab vor den Nolan-Brüdern.
Danke an nightmare-angel

Aber eben weil in Gedanken alles möglich ist, würde der Film seine Faszination verlieren. In Gedanken könnte Lenny auch rosa Elefanten begegnen. Aber wenn die Ereignisse real sind, findet die spannende Geschichte auch statt.
Als reine Wahnvorstellung wären die Szenen einfach willkürlich und vollkommen sinnlos.

Emotionen sind auch Konditionierung möglich, wenn man sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat. Reale Fälle zeigen das.

Die Rückwärtserzählung kann eigentlich nur im Zusammenhang mit dem Gedächtnisverlust funktionieren und umgekehrt, so empfinde ich das zumindest.

Aber wenn wir die nicht realen Vorstellungen eines Verrückten verfolgen, warum dann die Rückwärtserzählung? Theoretisch müsste sich Lenny/Sammy ja an die vorherigen Szenen erinnern können, wenn auch unbewusst. Sonst könnte sich ja keine zusammenhängende Geschichte entwickeln.

Die Rückwärtserzählung gibt Einblicke darüber, wie es dazu kam, dass Lenny Teddy getötet hat. Dies ist nicht nur ein fantastisches filmisches Stilmittel, es ist auch unglaublich nützlich, um besser zu verstehen, nach welchen Gesetzen Lenny, ein KZG-Kranker handelt.

-> weil er auf Grund eines KFZ-Kennzeichens die Daten eines John Edward Gammel erhalten hat
-> diese bekam er von Natalie, weil er ihr bei Dodd geholfen hat - usw...

Wenn man all die Fragmente zurückverfolgt, kommt man auf den Ursprung seines Rachefeldzuges, nämlich dass Sammy durch Lenny den Tod seiner Frau verarbeitet. Er schiebt die versehentliche Tötung seiner Frau einem imaginären Mörder in die Schuhe und erschafft so seinen Helden Lenny und die Ausgangsbasis und Rahmnenhandlung seiner Rache.

Alles was nun folgt ist eine für ihn logische Aneinanderreihung einer Kausalkette.
Da die einzelnen Szenen durchaus logisch auf den gezogen "Fakten" der vorherigen Erlebnisse von Lenny aufbauen, kommen natürlich keine rosa Elefanten vor.

Für mich ist der Film, seit ich die oben präsentierte Auflösung gefunden habe, reizvoller denn je. Ich bin ständig geneigt, den Verlauf von Sammys bzw. Lennys Geschichte weiterzuspinnen und bin fasziniert was noch alles möglich ist.
Denn er hat ja erst begonnen, der Siegeszug von Lenny.
Hier möchte ich Lenny erneut zurufen "memento mori"!

Noch was:
Irgendwann wird Sammy ja sterben im Sanatorium. Dass er irgendwann sterben muss, das weiß er (memento mori).
Ich könnte mir vorstellen, dass Sammy glaubt, dass er dann wieder mit seiner Frau vereint sein wird und dadurch auch Lenny mit seiner Frau. Natürlich wird dann auf Lennys Brust stehen: I've done it, da er Teddy ja getötet hat.

Hallo,
ich will auch mal meine Auffassung vom Film preisgeben:
Also ich glaube die einzig sicheren Informationsquellen im Film sind die Gedächtnisszenen.
Da man einfach niemanden im Film trauen kann, außer dem Gedächtnis des Protagonisten.
Wobei es oft so schien als würden sich die Gedächtnisszenen widersprechen. Bsp.: wo er seiner Frau harmlos in den Oberschenkel kneift und auf einmal eine Insulinspritze in der Hand hält.
Aber wer sagt das nicht beides mal geschehen ist?

Noch 14 Jahre später rätselt man über den Film
Mal was anderes als sinnlose Actionfilme, die man nach 5 Minuten wieder vergisst.

(P.S. ich weiß, was ich heute mal wieder schauen werde )