Wir erinnern uns: das Grindhouse-Dopple-Feature (Death Proof/Planet Terror) kam mit insgesamt fünf Faketrailern an, von denen bereits Machete einen Spielfilm spendiert bekommen hat. Mit HwaS ist nun auch ein zweiter Trailer (Film-)Realität geworden.
Story:
In einer Kleinstadt steigt ein namenloser Obdachloser aus dem Zug, um dort sein eigenes "Unternehmen" zu gründen. Die Stadt wird jedoch vom Gangsterboss Drake und seinen beiden Söhnen terrorisiert - wer sich ihnen wiedersetzt, stirbt. Gewalt und Verbrechen sind allgegenwärtig, das Gesetz existiert nicht. Mit seinem letzten Geld kauft sich Hobo (wie er im Film genannt wird) eine Schrotflinte und zieht los, um die Stadt zu säubern ...
Kritik:
Wenn man Machete gesehen hat, weiß man, was bei HwaS auf einen zukommt: die relativ einfache Story wird geradlinig und ohne große Wendungen erzählt, Probleme prinzipiell mit Gewalt gelöst.
Die Figuren bleiben allesamt hintergrundslos: man weiß weder, woher Hobo kommt, noch, wieso er das ist, was er ist. Auch auf eine ausführliche Charakterentwicklung muss man verzichten, und
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mit der jungen Prostituierten Abby, deren Herz durch den gutmütigen und (relativ) weisen Hobo erwärmt wird; sowie dem schleimigen Drake und seinen arroganten Söhnen
hat man ganz tief in die Klischeekiste gegriffen.
Die Schauspieler sind allesamt Durchschnitt, so gut wie unbekannt, und Overacting ist allzu häufig an der Tagesordnung (man kann es bei diesem Film aber auch durchaus als Stilmittel ansehen). Ausnahme bildet hier der Hauptdarsteller: Rutger Hauer schafft es, der Figur des Hobo unglaublich viel Leben einzuhauchen, trotz mangelndem Hintergrund. Wenn er zu Anfangs noch optimistisch durch die Straßen, und später dann traurig umherblickt, schafft er es, ein (für solch einen Film) hohes Mass an Emotionen und Mitgefühl zu erwecken;
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etwa, wenn er mit seiner Schrotflinte im Krankenhaus vor einigen Babys steht und dort mit beinah flehentlicher Stimme meint, dass sie die Zukunft seien und etwas besseres werden mögen, als das was er ist.
Im Gesamten lässt sich sagen: hervorragende schauspielerische Leistung seitens Hauer.
Die Musik besteht aus flotten Elektro- und traurigen Begleitliedern und untermalt die Szenen mit erfreulicher Präzision, ohne dabei auf die Nerven zu gehen oder die Szenen zu verunstalten.
Gewaltmässig schafft es der Film, seinen "Kollegen" Machete zu toppen; alle Effekte sind handgemacht, auch wenn zuweilen etwas übertrieben und sicher nicht jedermans Geschmack.
Fazit:
Dieser Film ist nichts für schwache Nerven; das liegt vor allem an der schonungslosen Darstellung, welche sich in keinen Punkten zurückhält; zudem wird manch einer sicherlich auch von der farblosen und eindimensionalen Geschichte gelangweilt sein. Aber wer sich auf den Film einlässt, bekommt einen gnadenlosen, emotionalen und doch eiskalten Exlpoitation-Film, der sich (ähnlich wie Machete) als Hommage an das Grindhouse-/Exploitation-Kino versteht und definitiv mehr als einen Blick wert ist.
9.5/10 Schrotflinten
Es ist noch anzumerken: der Film ist bisher im deutschsprachigen Ausland nicht erschienen, sondern nur in den USA und England. Ein ungekürztes Release in Deutschland halte ich eher für unwahrscheinlich.