Märchen - Mord und Totschlag

26.12.24 - 11:00 - Aktuell gibt es Probleme Beiträge zu erstellen. Problem ist bekannt, ich arbeite dran. 🕵🏻‍♂️
    • Offizieller Beitrag

    Jeder kennt die Märchen der Gebrüder Grimm, Hans Christian Andersen, Wilhelm Busch und Co.

    Von Kindesbeinen an mußten wir miterleben, wie z.B. Kinder im Wald ausgesetzt wurden, lebende Leute in den Ofen geschoben wurden, andere mit Pech übergossen, weitere mit Äpfeln vergiftet, dann verbrennt ein Mädel im Papierhaus, ein Soldat schmilzt, einem Wolf werden bei lebendigem Leib Steine in den Bauch gepflanzt, Verehrer werden von einer Dornenhecke aufgespießt, zwei Typen werden lebendig zermahlen, ein Jäger soll einem Mädel das Herz rausreißen, etc...

    Liest sich nach Splatter pur. ;)

    Mich würde interessieren was die Fifler von dem Horror halten.
    Viel Spaß beim Diskutieren.

  • Ist ja wie bei den Kids, die duch Ansehen von Pokemon plötzlich aus dem Fenster springen, weil sie denken, dass sie fliegen können...


    Ist aber ein interessantes Phänomen, dass diese Horrorgeschichten für Kinder gedacht sind. Wahrscheinlich weil es ohne allzuviele Details passiert. In den Ofen rein - fertig!
    Der Horror entsteht dabei in den Köpfen von Erwachsenen, die durch das grausame Leben schon geprägt sind und sich vorstellen können was in so einem Ofen passieren kann.
    Für ein Kind kriegt der Bösewicht durch so einen Ofen oder durch Pech eben die Strafe dafür, dass er böse war.

    Jedenfalls wird in so einem Märchen im Ofen immer nur der Bösewicht landen, der in Kinderaugen dadurch eine Strafe erfährt. Diese "Strafe" hindert die Kids daran selbst in den Ofen zu klettern. Würde der Held im Ofen nach Süssigkeiten suchen, würden das auch Kinder tun.

    Die Geschichte mit dem Apfel lehrt uns/die Kinder nichts von fremden Leuten entgegen zunehmen, weil es schlecht ist, usw.

    Hab zwar noch keine wirklichen Gedanken für andere aufgezählten Beispiele, aber dafür lässt sich bestimmt auch noch was finen ;)

    Es reicht langsam mit der Liebe auf Entfernung. Du ziehst sofort in mein Zimmer, lieber Kühlschrank!

  • Die Märchen waren ursprünglich Erzählungen für Erwachsene.

    Grundsätzlich finde ich es aber nicht schlimm, dass man heute den Kindern solche Geschichten erzählt - ich habe es zumindest unbeschadet verkraftet und mir als Kind wenig dabei gedacht.
    Die Beschreibungen in Märchen sind ja alles andere als explizit. Bei Hänsl und Gretel wird am Schluss zwar die Hexe in den Ofen gestoßen, aber es wird eben nicht bis ins Detail beschrieben, dass das Fleisch versengt wird, dass sie am Qualm erstickt, dass es bestialisch stinkt. Bei anderen Märchen ist das nicht anders.

    He thrusts his fist against the post and still insists he sees the ghost. (Bill Denbrough)

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  • Es gibt sowieso kaum Bücher, die wegen ihres Gewaltgehaltes nur eingeschränkt zu erwerben sind.

    Jeden Thrillerroman, in dem ein Serienmörder dutzende Opfer brutal abschlachtet, könnte sich ein Sechsjähriger kaufen. Das einzige bekannte Beispiel, wo es anders war und das mir einfällt, ist American Psycho, das mal ein paar Jahre indiziert war und da gehts auch richtig zur Sache, im Vergleich zum Buch kann echt jeder Horrorfilm einpacken.

    Beim Lesen entstehen die Bilder halt im Kopf und wer nicht so auf Gewalt steht, der wird sich kaum die Gewaltszenen in allen Details ausmalen (und ich denke, das gilt auch für Kleinkinder).

    Ich behaupte sogar, dass Leuten, die einen Hang zu Gewalt haben, (und damit meine ich nicht, dass man Terimnator oder Saw mag, sondern was krankhaftes) eher zu wenig Märchen vorgelesen wurden, als zu viele. ;)

    Some men see things as they are and say: Why?
    I dream things that never were and say: Why not?


  • Ich behaupte sogar, dass Leuten, die einen Hang zu Gewalt haben, (und damit meine ich nicht, dass man Terimnator oder Saw mag, sondern was krankhaftes) eher zu wenig Märchen vorgelesen wurden, als zu viele. ;)


    Das würde ich genauso sehen!

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  • Das würde ich genauso sehen!

    Ja, ich würde sagen, weil die Märchen die Kinder dazu bringen Gut und Böse zu unterscheiden. In den Märchen passiert immer nur einem Bösen was schlechtes, (Ofen, Pech, usw)
    Daran orientieren sich die Kids und wollen nicht schlecht sein.

    Die, die keine Märchen gelesen haben, haben ihre Lehrstunde verpasst...


    Ich hab früher seeeehr viele Märchen gelesen - und bin jetzt durch und durch GUT :mrgreen:

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  • Es bedeutet, dass der Körper/die Seele des Zuschauers durch Mitleid und Furcht (?) gereinigt wird. Dadurch, dass er mit dem Protagonisten mitleidet, entlastet er so seine Seele und ist danach bereit selbst richtig zu handeln.


    Allerdings finde ich nicht, dass man das auf die Kinder beziehen kann. Sie wissen noch nicht viel über Furcht oder Mitleid, schon garnicht wird das in den Märchen so explizit dargestellt, dass sie die furchtvolle Situation hätten nachempfinden können.
    Oder passiert das sehr tief auf Interbewusstseinebene?

    Für die Kinder - unbeschriebene Blätter - ist es einfach nur "Gut gewinnt immer".
    Ich finde das ist auch der Haupthintergrund der Märchen. Jetzt grübele ich, ob es eine Erzählung ohne ein Happy End gibt :gruebel:

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    • Offizieller Beitrag

    Wirklich sehr interessante Antworten bisher! :Spitze:

    Der Aspekt, daß im Märchen immer nur das Böse abtritt, ist nachzuvollziehen.
    Aber bis es soweit ist, haben die anderen schwächeren Beteiligten immer qualvoll zu leiden.
    Dann orientieren sich eher die Kids an dem was man mit Schwächeren anstellen kann, zumindest heutzutage an den Schulen z.B.
    Obwohl wer von den Rabauken hat je ein Märchen gelesen. :roll:

    Im Moment will sich mir nicht erschließen was ein Thrillerroman aus heutigen Tagen, mit einem uralten Märchen zu tun haben soll. Das dabei keinerlei Grenzen gesetzt sind ("Running Man" übertrifft jeden noch so brutalen Film), ist klar. Aber sowas liest ein Vater auch seinem Kind nicht vor dem Einschlafen vor. ;)

  • Für die Kinder - unbeschriebene Blätter - ist es einfach nur "Gut gewinnt immer".
    Ich finde das ist auch der Haupthintergrund der Märchen. Jetzt grübele ich, ob es eine Erzählung ohne ein Happy End gibt :gruebel:

    Ich überlege gerade, ob H. C. Andersen überhaupt ein Märchen MIT Happy End geschrieben hat...

    Truth has bounds, Error none.
    (William Blake)

    Tu chi se', che vuoi sedere a scranna
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    con la veduta corta d'una spanna?
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    Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi...

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  • Dann orientieren sich eher die Kids an dem was man mit Schwächeren anstellen kann, zumindest heutzutage an den Schulen z.B.
    Obwohl wer von den Rabauken hat je ein Märchen gelesen. :roll:

    Heutzutage sind die "Märchen" halt etwas anders - unterhaltsamer, gewalttätiger usw. Sehr euch nur die ganzen Animes an..ne, eigentlich lasst es doch lieber sein :mrgreen:

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  • Im Moment will sich mir nicht erschließen was ein Thrillerroman aus heutigen Tagen, mit einem uralten Märchen zu tun haben soll. Das dabei keinerlei Grenzen gesetzt sind ("Running Man" übertrifft jeden noch so brutalen Film), ist klar. Aber sowas liest ein Vater auch seinem Kind nicht vor dem Einschlafen vor. ;)

    Es zeigt einfach, dass sich Gewaltdarstellung in Büchern sehr stark von der in anderen Medien (und auch in der Realität) unterscheidet. ;)

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  • Es bedeutet, dass der Körper/die Seele des Zuschauers durch Mitleid und Furcht (?) gereinigt wird. Dadurch, dass er mit dem Protagonisten mitleidet, entlastet er so seine Seele und ist danach bereit selbst richtig zu handeln.


    Allerdings finde ich nicht, dass man das auf die Kinder beziehen kann. Sie wissen noch nicht viel über Furcht oder Mitleid, schon garnicht wird das in den Märchen so explizit dargestellt, dass sie die furchtvolle Situation hätten nachempfinden können.
    Oder passiert das sehr tief auf Interbewusstseinebene?

    Für die Kinder - unbeschriebene Blätter - ist es einfach nur "Gut gewinnt immer".
    Ich finde das ist auch der Haupthintergrund der Märchen. Jetzt grübele ich, ob es eine Erzählung ohne ein Happy End gibt :gruebel:

    Ich glaube, dass das oft un(ter)bewußt passiert - dazu muss man die eigenen Mechanismen nicht bewußt kennen oder erklären können.

    Sonja: Ist "das Geisterschiff" auch von Anderson? Bin mir jetzt nicht sicher

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  • Ich hab mal das Buch "Wolfsfährte" von Craig Russell gelesen. Das handelt davon, das ein Serienmörder, die Motive der Grimmschen Märchen als Vorlage für seine Taten nimmt. Ähnlich handelt ja auch der Film "Sieben Monde". Orientiert sich genauso an den Vorlagen.

    Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
    Manche Menschen wissen nicht, wie gut es tut, sie sie nur zu sehen.
    Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
    Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.
    Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir ohne sie wären.
    Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
    Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen..
       

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